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Wien - Österreichs chemische Industrie leidet unter einer Konjunkturabschwächung. Während im ersten Quartal 2001 noch ein Plus von 5 Prozent erzielt wurde, mussten im vierten Quartal - vor allem auf Grund einer deutlich geringeren Inlandsnachfrage - Einbußen von mehr als 10 Prozent gegenüber 2000 hingenommen werden, erklärte der Obmann des Fachverbands der chemischen Industrie, Wolfgang Frank, am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien. Weitere Betriebsschließungen werden erwartet. Nach den sehr erfreulichen Ergebnissen des Jahres 2000 sei die Konjunktur für Österreichs chemische Industrie im letzten Jahr stark gebremst verlaufen. Insgesamt erzielte die chemische Industrie 2001 einen Produktionswert von 9,1 Mrd. Euro. Dies entspricht einem nominellen Umsatzzuwachs von 2,1 Prozent und einem realen Plus von 1 Prozent. Im Jahr 2000 lag die nominelle Steigerung bei 12,4 Prozent. Umsatzwachstum Das Umsatzwachstum sei vor allem auf die überdurchschnittliche Entwicklung in den Bereichen Anorganika, technische Kautschukwaren, Waschmittel/Kosmetika und Teilen der Kunststoffverarbeitung zurückzuführen. Die anderen Branchen konnten hingegen nur ein geringfügiges Plus verzeichnen bzw. mussten teilweise sogar negative Zahlen hinnehmen. Eine deutlich geringere Nachfrage in Österreich habe die Bereiche Kunststoffrohre, Kunststofffenster, Lacke, Bauten-/Holzschutzmittel sowie Klebstoffe belastet. Die mit einer Exportquote von 70 Prozent stark ausfuhrorientierte Chemie verbuchte 2001 einen Zuwachs von 10,7 Prozent bei den Exporten, im Vergleich zu plus 14 Prozent im Jahr 2000. Insbesondere die Exporte nach Mittel-/Osteuropa (plus 16 Prozent), in die EFTA (plus 26 Prozent) und nach Asien (plus 17 Prozent) stiegen überdurchschnittlich an. Der EU-Außenhandel sei dagegen bedingt durch die gedämpfte Nachfrage aus Deutschland und den Niederlanden zurück geblieben. Besser sei das Geschäft mit Großbritannien, Spanien und Belgien gelaufen. Unterdurchschnittlich war die Nachfrage aus den USA, allerdings ausgehend von einem sehr hohen Niveau. Vorsichtiger Optimismus Im ersten Quartal 2002 habe sich die Produktion wegen der schwachen Inlandsnachfrage weiterhin auf relativ niedrigem Niveau gehalten. Laut aktueller Konjunkturumfrage des Fachverbands ist die Prognose für die nächsten Monate jedoch deutlich günstiger. Ohne Berücksichtigung der zu erwartenden Betriebsschließungen rechnet der Verband mit einem moderaten nominellen Wachstum, das über dem Vorjahr liegt, also bei etwa 4 bis 5 Prozent. Biotech-Industrie fordert Umsetzung der EU-Biopatent-Richtlinie Die österreichische Biotechnologie-Industrie forderte im Rahmen der Pressekonferenz den Gesetzgeber auf, die EU-Richtlinie zum Schutz biotechnologischer Erfindungen (Biopatent-Richtlinie) umzusetzen. "EU-weit harmonisierte und eindeutige Normen für den rechtlichen Schutz biotechnologischer Erfindungen sind für Biotechnologie-Wissenschaft und -Wirtschaft unbedingt erforderlich", so Ernst Leitner, Obmann der Arbeitsgemeinschaft Austrian Biotech Industry (ABI). Erst dann könne in Österreich Rechtssicherheit geschaffen werden. Derzeit gebe es nur nationale Patente, aber kein EU-Patent. Dies hemme sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch die Ausschöpfung von innovativem Potenzial in der Biotechnologie. Derzeit seien rund 10.000 Mitarbeiter in der biotechnologischen Forschung (zum Beispiel für die Entwicklung von Impfstoffen) in Österreich tätig und haben 2001 einen Umsatz von 2,2 Mrd. Euro erwirtschaftet. Weltweit halten biotechnologische Produkte einen Anteil von 20 Prozent am Gesamtpharmamarkt, Tendenz steigend. (APA)