Innenminister Ernst Strasser meint, er habe nicht politisch zu werten. Daher könne er auch keine rechte Demonstration verbieten, auch nicht am Heldenplatz. Dennoch gerät Strasser gehörig unter Druck. Nicht nur Grüne und SPÖ fordern ein Demoverbot für Rechte auf dem Heldenplatz, auch in der ÖVP ist man über die zu erwartende Auseinandersetzung am 8. Mai besorgt. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel habe auf Strasser bereits eingewirkt, eine mögliche Konfrontation von Linken und Rechten zu diesem heiklen Termin und an diesem heiklen Ort wenn möglich zu verhindern. "Er kniet auf ihm", heißt es in der ÖVP.

Strassers Problem: Ein Verbot ist nicht einfach zu argumentieren. Am 8. Mai, dem Tag der Kapitulation Hitler-Deutschlands, hat der Ring Volkstreuer Verbände noch jedes Jahr eine Kundgebung am Heldenplatz abgehalten. Prominenter Festredner soll auch heuer wieder der FPÖ-Wehrsprecher Wolfgang Jung (Burschenschaft Albia) sein. Der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) will ebenfalls eine Veranstaltung abhalten - zum Thema "Selbstachtung statt Selbsthass".

Auch die äußerst rechts stehende Kameradschaft Germania (KSG), die schon die Kundgebung gegen die Wehrmachtsausstellung am 13. April organisiert hat, ruft dazu auf, sich an den Aktionen der Burschenschafter am 8. Mai zu beteiligen. In ihrem sechsten "offiziellen Rundbrief" heißt es dazu: "Hallo Kameraden! Am 8. Mai findet eine Demonstration unter dem Motto ,Selbstachtung statt Selbsthass' mit Totengedenken statt! Die Veranstalter sowie die Kameradschaft Germania bitten um eure Teilnahme!" Als Kontakt gibt die Germania die E-Mail-Adresse des Wiener Korporationsringes an. (pm, völ/DER STANDARD, Print- Ausgabe, 30.4.2002)