Geel - Pestizide in Paprika, Dioxin im Olivenöl, Schwermetalle im Trinkwasser. Immer wieder erschütterten in den vergangenen Jahren Skandale rund um die Lebensmittelproduktion die Öffentlichkeit. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Labors, die die Rückstände und Verfälschungen in der Nahrung nachweisen. Die Qualität dieser Messungen ist jedoch höchst unterschiedlich, wie Vergleichstests zeigen.Seit 1988 läuft das Evaluierungsprojekt IMEP des Joint Research Centers (JRC), der gemeinsamen Forschungsstelle der EU im belgischen Ort Geel. Im Rahmen des Programms werden standardisierte Proben an öffentliche und private Laboratorien gesandt, die ihre Ergebnisse wieder retournieren müssen. In der jüngst abgeschlossenen Testreihe ging es um den Nachweis von Blei in Rotwein. 129 Laboratorien in der ganzen Welt beteiligten sich: 39 Teilnehmer kamen zu einem Ergebnis, das um mehr als 50 Prozent vom korrekten Wert abwich. Nur in 32 Fällen lag das Resultat, mit zum Teil beträchtlichen Schwankungsbreiten, auf der Linie des JRC. Die übrigen 58 Teilnehmer lagen zwischen einem und 49 Prozent daneben. Fehler sind die Regel Für Roger Wellum, Forscher am JRC, kein Einzelfall. "Praktisch alle Testreihen zeigen diese charakteristische Kurve", erklärt er. Was für Konsumenten und Produzenten potenziell gefährlich ist. Denn einerseits könnte eine verseuchte Probe so als unbedenklich durchgehen, andererseits ein einwandfreies Produkt als verunreinigt vom Markt genommen werden. Die Gründe für die unterschiedlichen Ergebnisse sind vielfältig, weiß Wellum. So spielen unter anderem die Erfahrung des Labors und die verwendete Analysetechnik eine wesentliche Rolle. Manche Messverfahren seien erst im vergangenen Jahrzehnt entwickelt worden und würden erst langsam in die Ausbildung aufgenommen. (DER STANDARD, Print, 1.5.2002)