Banja Luka/Wien - Die von der NATO in Bosnien-Herzegowina geführten Stabilisierungstruppen (SFOR) bereiten neue Aktionen zur Verhaftung des vom UNO-Kriegsverbrechertribunal angeklagten bosnisch-serbischen Ex-Präsidenten Radovan Karadzic vor. Dies behauptet die in Banja Luka erscheinende Zeitschrift "Patriot" in ihrer neuesten Ausgabe unter Berufung auf dem SFOR-Kommando in Sarajewo nahestehende Quellen. SFOR-Kommandant John Sylvester habe die gleiche Kampfgruppe aktiviert, die schon im vergangenen Monat im Dorf Celebici im Osten Bosniens einen Versuch zur Festnahme von Karadzic unternommen hatte, schrieb "Patriot". Diese Gruppe würde nicht nur von amerikanischen, britischen und deutschen SFOR-Mitgliedern, sondern auch von "Spezialisten" gegründet, die der bosniakische Geheimdienst AID engagiert habe. Geheimer Aktionsplan Der genaue Aktionsplan werde noch geheim gehalten, aber ziemlich sicher sei, dass auch die neue Aktion zur Festnahme von Karadzic im Osten der Republika Sprska stattfinden werde, sagte ein namentlich nicht genannter Informant gegenüber "Patriot". Die SFOR würde jedenfalls alle Bewegungen im Osten des Landes genau verfolgen. Jeden Tag würden über das Gebiet Kampfhubschrauber fliegen. Auch würden vor allem in der Nacht Kolonnen von Kampffahrzeugen rund um Ortschaften im Osten der Republika Srpska gesichtet, berichtete die Zeitschrift. Unterdessen hat NATO-Generalsekretär George Robertson erklärt, dass die NATO im Grunde nicht für die Verhaftung von Karadzic verantwortlich sei. In einem von der Belgrader Nachrichtenagentur Beta zitierten BBC-Interview sagte Robertson, dass die primäre Verantwortung bei den Unterzeichnerstaaten des Dayton-Friedenabkommens sowie den UNO-Staaten liege, die das Tribunal in Den Haag gründeten. Die NATO sei nach den Bestimmungen des 1995 geschlossenen Dayton-Abkommens nur dann verpflichtet, mutmaßliche Kriegsverbrecher festzunehmen, wenn sie im Rahmen ihrer Tätigkeit auch auf diese treffe. "Internationales Recht wird siegen" Erneut dementierte Robertson auch Berichte, dass die letzte Aktion zur Festnahme von Karadzic fehlgeschlagen sei, weil ein Mitglieder der internationalen Truppen dem Ex-Präsidenten entsprechende Informationen zugesandt hätte. Gleichzeitig zeigte sich der NATO-Generalsekretär überzeugt, dass die SFOR Karadzic "bald" verhaften werde: "Er muss jeden Tag Glück haben, wir nur ein Mal." Es gebe Menschen, die ihn schützen und verstecken würden, aber auch diese müssten begreifen, dass das internationale Recht am Ende siegen und Karadzic sich vor dem UNO-Tribunal wiederfinden würde, betonte Robertson. (APA)