Österreich
Erfurt: Schadenersatz- klagen gegen Video- und Waffenhersteller angekündigt
Möglicherweise auch österreichische Waffenfabrik Glock betroffen
Nach dem Amoklauf von Erfurt hat der
Münchener Rechtsanwalt Michael Witti angekündigt, Hersteller von
Gewaltvideos und Waffen auf Schadenersatz zu verklagen. Sollte der
Advokat dieses Vorhaben umsetzen, könnte davon auch die
österreichische Waffenfabrik Glock betroffen sein. Der Täter hatte am
vergangenen Freitag laut Medienberichten eine Pistolen des
Unternehmens benutzt. Seitens des Unternehmens war zunächst keine
Stellungnahme zu erhalten.Konsequenzen
Witti sagte am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters: "Wer so
etwas in Verkehr bringt, muss die Konsequenzen tragen." Die Klage
werde sich auch gegen die Vertreiber von Gewaltvideos richten.
Insgesamt seien bei mehreren Klagen Schadenersatzforderungen in
zweistelliger Millionen-Euro-Höhe zu erwarten. In besonders schweren
Einzelfällen könne sich der geforderte Schadenersatz auf einen
Millionen-Betrag belaufen.
Die Schüler könnten Benachteiligung durch Verlängerung der
Ausbildung geltend machen. Bei einigen könne die psychische Belastung
dazu führen, dass sie einen Beruf nicht voll ausfüllen könnten. Für
die Musterprozesse seien einige Jahre anzusetzen, da mit heftigem
Widerstand der Unternehmen zu rechnen sei.
Erste Kontakte
Die Familie des Täters könne die Ansprüche der Opfer und ihrer
Angehörigen nicht erfüllen, sagte Witti weiter. Dies gelte auch für
den Sportverein, in dem der Täter Mitglied war und wo er schießen
gelernt hatte. Witti verwies auf die USA, wo ähnliche Klagen gegen
die Waffenindustrie Erfolg gehabt hätten. Mandanten hat Witti
offenbar noch nicht. Es gebe aber bereits erste Kontakte zu
Betroffenen in Erfurt, sagte er.
Unternehmen würden eher auf die Verbreitung etwa von Gewaltvideos
verzichten, wenn dadurch ihre wirtschaftliche Existenz gefährdet
werde, sagte Witti. Die Klagen könnten die nun geplanten
Verschärfungen des Waffenrechts flankieren.
Am Freitag hatte ein 19-Jähriger an einem Erfurter Gymnasium 16
Personen und anschließend sich selbst erschossen. Der ehemalige
Schüler des Gymnasiums war Sportschütze. In seiner Wohnung wurden
Video-Kassetten mit Action- und Horror-Filmen gefunden. (APA/Reuters)