Wien - Pro und Contra seitens der Sozialpartner kommt zur Gewerberechts-Reform, die am Dienstag den Ministerrat passiert hat. Während die Wirtschaftskammer eine "praxisgerechte Lösung" sieht, ortet die Arbeiterkammer eine Aushöhlung der Konsumenten- und Arbeitnehmerrechte. Befürchtet werden weiters Nachteile für die Lehrlingsausbildung. Für die Wirtschaftskammer lobte ihr stellvertretender Generalsekretär Reinhold Mitterlehner unter anderem die Ausweitung der Nebenrechte: So könnten Teilgewerbe als Nebenrechte ausgeübt und Gesamtaufträge leichter übernommen werden. "Damit wird dem Wunsch des Konsumenten nach 'Leistungen aus einer Hand' und dem Anliegen des Handels zur Ausweitung seiner naheliegenden Geschäftsmöglichkeiten entsprochen", heißt es in einer Aussendung. "Wesentliche Verbesserungsvorschläge" Erfreut zeigte sich Mitterlehner, dass "wesentliche Verbesserungsvorschläge" der Wirtschaftskammer im Begutachtungsverfahren berücksichtigt worden seien. Als Beispiel nennt er, dass die Rechte und Nebenrechte der Gewerbetreibenden nach wie vor im Gesetz und nicht in komplizieren Verordnungen geregelt würden. Durch die Bestimmungen über die Kridadelikte als Gewerbeausschluss bzw. -entziehungsgrund solle künftig eine Chance auf Neubeginn nur bei redlichem Scheitern bestehen. Die AK betonte in einer Aussendung, "grundsätzlich" für einen erleichterten Zugang zum Gewerbe zu stehen. Dabei dürfe es aber zu keiner Aushöhlung der Konsumenten- und Arbeitnehmerrechte kommen. Gefordert werden u.a. begleitende Maßnahmen, um die Berufsqualifikation und -chancen von Lehrlingen aufrecht zu erhalten. "Sensible" Gewerbe, wie z.B. Baumeister müssten Regulierungen unterworfen werden. Vorgeschlagen wird als Voraussetzung für Unternehmer eine zweijährige Praxiszeit oder eine facheinschlägige Lehre. Außerdem plädiert die AK für eine Monitoringkommission, die die Auswirkungen der Handelsfreigabe überprüft. Die Freigabe des Handels, die Herausnahme der Befähigungsnachweise für Handwerke aus dem Gesetz sowie der vereinfachte Zugang zur Meisterprüfung und die geplante Aufwertung der Teilgewerbe würden sich nachteilig auf die Lehrlingsausbildung auswirken, befürchtet die AK. Eine derartige Liberalisierung ohne begleitende Maßnahmen gehe auf Kosten der zukünftigen Berufschancen unserer Jugend. Damit ginge einer der wichtigsten Wettbewerbsvorteile für den Wirtschaftsstandort Österreich verloren. (APA)