International
G8-Gipfel in Genua: Ermittlungen gegen Polizei laufen weiter
Acht Beamte festgenommen - Verdächtige bestreiten Übergriffe - Regierung: Verhaftung "vollkommen unrechtmäßig"
Rom - Die Liste jener Polisten, gegen die wegen angeblicher
Gewaltexzesse bei der Anti-Globalisierungsdemonstration am 17. März
2001 in Neapel Ermittlungen geführt werden, wird immer länger.
Nachdem am Freitag sechs Polizisten und zwei hochrangige
Polizeifunktionäre festgenommen wurden, nahm die Staatsanwaltschaft
nun Ermittlungen gegen weitere 13 Polizisten auf, berichtete der
italienische Rundfunksender RAI am Dienstag.Jugendliche eingeschüchtert?
Bei Vernehmungen wiesen die Verdächtigten Vorwürfe zurück, sie
hätten harmlose Demonstranten in eine Polizeikaserne geschleppt und
sie dort schwer misshandelt und gedemütigt. Die Staatsanwälte
behaupten hingegen, dass mehrere Jugendliche, hauptsächlich Anhänger
der No-Global-Bewegungen und der altkommunistischen "Rifondazione",
mit Schlägen und Foltern so eingeschüchtert worden seien, dass sie
sich erst kürzlich zur Anzeige gegen die Polizisten entschlossen
hätten. Die Gefahr einer Racheaktion der Angeklagten gegen ihre
damaligen "Opfer" sei der Grund, weshalb sich die Staatsanwaltschaft
erst 13 Monate nach der Demonstration zur Festnahme der acht
Hauptverdächtigten entschlossen habe.
Regierung verteidigt Beamte
Die Ermittlungen zu den angeblichen Gewaltexzessen heizen das
politische Klima in Rom weiter auf. Vertreter der Regierung
beschuldigen die Ermittler, Zweck der Festnahmen ein Jahr nach der
Demonstration sei es, die Sicherheitskräfte in Verruf zu bringen und
Innenminister Claudio Scajola unter Druck zu setzen. Die Verhaftung
der Beamten sei "vollkommen unrechtmäßig".
Solidaritätskundgebungen
Auch Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi beobachtet mit
Aufmerksamkeit den Verlauf der Untersuchung. Innenminister Scajola
berichtete ihm bei einem Treffen in Rom über den Unmut in der Polizei
und über die Solidaritätskundgebungen für die inhaftierten Kollegen,
die in den nächsten Tagen geplant sind. Die größte Demonstration soll
am Donnerstag in Bologna stattfinden. Am Samstag will man Fackelzüge
vor den Quästuren aller Provinzhauptstädte organisieren. (APA)