Hongkong/Peking - Die chinesischen Behörden reagieren nach Darstellung der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) auf die zunehmenden Arbeiterunruhen im Lande mit Unterdrückung, Inhaftierungen und sogar Folter. In einem ai-Bericht wurde am Dienstag kritisiert, dass den Arbeitern grundlegende Menschenrechte, wie die Versammlungs- und Meinungsfreiheit, verweigert würden. Die chinesische Regierung wies den Bericht zurück, räumte aber Probleme durch Arbeitslosigkeit ein. In dem Bericht, der zum Tag der Arbeit am Mittwoch von Hongkong aus veröffentlich wurde, heißt es: "Protesten verärgerter Arbeiter über Entlassungen, ausstehende Lohnzahlungen, schlechte Arbeitsbedingungen und Korruption im Management wird mit Repression und Gewalt begegnet. Zusammenstöße zwischen Arbeitern und Bewaffneter Polizei haben zu Opfern und Verhaftungen geführt." Ferner heißt es: "Solche Demonstrationen werden oft nicht berichtet, weil die lokalen Behörden die Schwere oder das Ausmaß der Proteste verhüllen wollen." Der Sprecher des Außenministeriums Kong Quan warf Amnesty vor, "häufig unverantwortliche und nicht korrekte Berichte" zu verbreiten. Er räumte aber Probleme durch den "großen Druck der Arbeitslosigkeit" ein. Unter Hinweis auf die Arbeiterproteste in Nordostchina sagte der Sprecher: "Die Situation dort wird jetzt auf verantwortliche Weise gelöst." Die seit Anfang März andauernden Arbeiterunruhen vor allem in Daqing (Provinz Heilongjiang) und Liaoyang (Liaoning) gelten als die größten seit der Demokratiebewegung 1989. Verhaftung und Misshandlung von Aktivisten Mit Blick auf die Festnahmen dort und anderswo in China beklagte amnesty, dass viele Arbeiteraktivisten inhaftiert und auch misshandelt worden seien. Einige seien wieder freigelassen, andere, meist Organisatoren von Demonstrationen, seien formell angeklagt und für lange Zeit in Haft gebracht worden. Auch Journalisten und Anwälte seien Ziele der Behörden. Ihnen drohten Einschüchterung und Festnahme, wenn sie für die Arbeiter einträten. Als ein Beispiel wurde der Aktivist Cao Maobing aus einer Seidenfabrik in Funing (Provinz Jiangsu) genannt, der sieben Monate in einer psychiatrischen Anstalt verbracht habe. Er sei mit Drogen und Elektroschocks behandelt worden, nachdem er einen Streik angeführt und versucht habe, eine unabhängige Gewerkschaft im Kampf gegen korrupte Fabrikdirektoren aufzubauen. Seit Ende der 80er Jahre habe es mehrere Versuche gegeben, unabhängige Gewerkschaften zu gründen, die schnell unterdrückt worden seien. Kontakte ausländischer Gewerkschaften zu der offiziellen chinesischen Gewerkschaftsvereinigung (ACFTU) hätten sich in den vergangenen Jahren gemehrt. Doch würden dabei selten die Frage unabhängiger Gewerkschaften oder die Festnahmen offen diskutiert. Amnesty appellierte an ausländische Gewerkschaften, die Fälle von Inhaftierten abzusprechen. Darunter seien einige, die seit der Demokratiebewegung 1989 inhaftiert oder auch gefoltert worden seien. Einige seien in einem schlechten gesundheitlichen Zustand. (APA/dpa)