Belgrad/Den Haag (APA) - Der frühere jugoslawische
Vizeministerpräsident Nikola Sainovic hat sich am Freitag vor dem
UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag für "unschuldig" erklärt.
Die im Mai 1999 erhobene Tribunalsanklage beschuldigt Sainovic, die
Verantwortung für die Ermordung von Hunderten und die Vertreibung von
weiteren 850.000 Kosovo-Albanern getragen zu haben. Weiters werden
Sainovic Verletzung des Kriegsrechts und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit vorgeworfen. Dieselbe Anklageschrift bezieht sich auch auf den früheren
jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic, Ex-Generalstabchef
Dragoljub Ojdanic und den serbischen Präsidenten Milan Milutinovic.
Der fünfte Angeklagte, der serbische Innenminister Vlajko
Stojiljkovic, hatte Mitte April Selbstmord begangen, nachdem das
jugoslawische Parlament die Zusammenarbeit Belgrads mit dem Tribunal
gesetzlich geregelt hatte.
Erste Anhörung am 21. Juni
Sainovic erklärte sich in allen Anklagepunkten "unschuldig". Seine
Anwälte, Toma Fila und Zoran Jovanovic, erwarten, dass der frühere
Vize-regeierungschef und enge Milosevic-Vertraute "in einigen
Monaten" nach Belgrad zurückkehren wird, um dort den Prozessbeginn
abzuwarten. Dasselbe gilt auch für Ojdanic, der sich vergangene Woche
ebenfalls entschlossen hatte, sich dem Tribunal selbst zu stellen.
Eine erste Anhörung von Sainovic und Ojdanic vor dem Tribunal
wird am 21. Juni stattfinden. Über den Prozessbeginn gegen die
früheren engsten Mitarbeiter von Milosevic wird das Tribunal erst
entscheiden. Soweit steht es fest, dass der seit dem 12. Februar
laufende Prozess gegen Milosevic nicht unterbrochen wrd.
Kosovo-Präsident Ibrahim Rugova bezeichnete Sainovic bei seiner
Aussage im Prozess gegen Milosevic vor dem UNO-Tribunal am Donnerstag
als jenen "Politiker Belgrads", der "die größten Befugnisse im
Kosovo" gehabt habe.