Wien - Editta Braun ist in der letzten Zeit mit ihrer Company viel gereist. Für "Nebensonnen", ein Werk über Mütter und Töchter, erhielt sie beim "Cairo International Experimental Theater Festival" den ersten Preis für die beste Regiearbeit. In den vergangenen zwei Monaten weilte die renommierte Salzburger Choreografin im Senegal, um dort an ihrem nächsten, politisch engagierten Tanz-Kampfsport-Stück "manifest" zu arbeiten. Die Premiere ist voraussichtlich im nächsten November. Am Donnerstag und am Freitag gastiert sie mit "Luvos, Vol. 2" im WUK. In der Neuauflage des 1986 mit dem Salzburger Kollektiv "Vorgänge" herausgebrachten Stücks richtet Editta Braun den Blick auf das Detail. Beine, Rücken und Gesäß sind die Protagonisten, die sich in Spinnen, Krabben, Phalli oder in genmanipulierte Einzelteile von Zwitterwesen verwandeln. "Luvos, Vol. 2" spielt mit der Fremdartigkeit wie Vertrautheit des fast nackten weiblichen Körpers, macht ihn zum entindividualisierten Instrument jenseits von Erotik und Sexualität. Aus dem mit Erde bedeckten Boden wachsen skurrile, sich eigentümlich gebärdende Körperornamente, denen das raffinierte Lichtdesign zusätzlichen Reiz verleiht. Komponist Thierry Zaboitzeff trägt mit seiner kühlen computergenerierten Musik entscheidend zur Konfrontation von organisch-lebendiger und anorganisch-artifizieller Welt bei. Es tanzen Ulrike Hager, Lisa Hinterreithner, Barbara Motschiunik, Sabile Rasiti und Sandra Hofstötter. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2. 5. 2002)