Wien - Als Kämpfer für Meinungs-, Presse-, Demonstrations- und Versammlungsfreiheit und gegen jede Art von Gewalt und Terror präsentierten sich Vertreter der freiheitlichen Verbindungsstudenten bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Um nicht weiter "diskriminiert und kriminalisiert" zu werden, haben die freiheitlichen Korporationen die Plattform "SOS Grundrechte und Demokratie" gegründet. Mit nationalsozialistischem Gedankengut wollen die Burschenschaften nichts zu tun haben."Wir sind Opfer" "Wir werden als politisch aktive Verbindungsstudenten immer in eine Ecke gedrängt, wo wir nicht hin wollen", stellte FPÖ-Abg. Martin Graf fest. Zu keinem Zeitpunkt in der Zweiten Republik sei von der Seite der freiheitlichen Korporationen Gewalt im Spiel gewesen. Überhaupt handle es sich in seinen Kreisen um durchwegs "unbescholtene Bürger". "Wir sind Opfer der parteipolitischen Auseinandersetzungen und wollen uns das nicht mehr länger gefallen lassen", erklärte Graf. Wehrsprecher Jung: "Wir werden dem Druck der Straße nicht weichen" Die für 8. Mai angesagten Gedenkfeiern am Heldenplatz hätten keinen Zusammenhang mit der laufenden Wehrmachtsausstellung. Der Heldenplatz als Ort der Gedenkfeiern an die gefallenen Soldaten wolle nicht an Geschehnisse nationalsozialistischer Natur auf diesem Platz erinnern. Man gedenke deshalb dort, weil sich die Krypta mit dem Grab des unbekannten Soldaten am Heldenplatz befinde. "Der 8. Mai ist der Tag, an dem hoffentlich der letzte Soldat auf österreichischen Boden gefallen ist", erklärte FPÖ-Wehrsprecher Wolfgang Jung. Die extreme Linke, die Grünen und die SPÖ glaubten, dass öffentliche Straßen und Plätze ihnen gehörten. "Wir werden dem Druck der Straße nicht weichen", betonte Jung. Auch wenn die "extreme Linke" am 8. Mai Krawalle wollten, so hoffen die Vertreter der freiheitlichen Verbindungsstudenten doch auf Schutz und Ordnung durch die Exekutive. Als reine Polemik bezeichnete der Wiener LAbg. Harald Stefan die Aussage von Bürgermeister Michael Häupl (S), worin er die freiheitlichen Korporationen als neofaschistisch bezeichnet habe. Stefan betrachtet diese Aussage als Ermunterung für Krawalle. Und das alles, obwohl Häupl einmal selbst Korporationsstudent gewesen sei. Tugenden Graf wandte sich gegen jede Form der Kollektivschuld im Nationalsozialismus. Schuld sei immer eine Frage des Individuums. "Selbstverständlich bin ich nicht stolz darauf, dass es auch in unseren Reihen Täter gab", meinte Graf, der aber auch bei seinen Vorvätern keine besondere Nähe zum NS-Regime sieht. Es gebe, so die einhellige Meinung der Vertreter der freiheitlichen Verbindungsstudenten, soldatische Tugenden. Und diese gelte es auch zu ehren. Denn wolle man eine gemeinsame europäische Sicherheitspolitik, dann müsse es auch Soldaten geben. SP-Bures fordert Haider zum Handeln auf Die Bundesgeschäftsführerin der SPÖ, Doris Bures, hat am Donnerstag den Kärntner Landeshauptmann und "de facto-Obmann" der FPÖ Jörg Haider aufgefordert, dafür zu sorgen, dass keine freiheitlichen Funktionäre bzw. FPÖ-nahe Personen an einer Demonstration am 8. Mai "im Ambiente rechtsradikaler und neonazistischer Gruppen" teilnehmen. Im SPÖ-Pressedienst meinte Bures, Haider müsse seine Parteifreunde nun "an die Kandare" nehmen und sich vom "braunen Gedankengut" distanzieren. Auch wenn zwei FPÖ-Abgeordnete - Wolfgang Jung und Martin Graf - versuchen würden, "den wahren Charakter der Demonstration mit dem Verweis auf das Gedenken angeblicher soldatischer Tugenden zu vernebeln", ändere das nichts am tatsächlichen Ziel dieser Veranstaltung - nämlich den 8. Mai als "Tag der Trauer über die Niederlage des Dritten Reichs im Zweiten Weltkrieg zu begehen", stellte Bures fest. (APA)