Washington - Der US-Dollar ist derzeit so stark überbewertet
wie nie zuvor in der 16-jährigen Geschichte des "Big-Mac-Index". Dies
hat das Magazin "Economist" beim Vergleich der tatsächlichen
Kaufkraft verschiedener Währungen an Hand eines "Big Mac" der
McDonald's-Kette errechnet. Der große Hamburger kostet in den USA im
Durchschnitt 2,49 Dollar (2,76 Euro), in den meisten anderen Ländern
jedoch deutlich weniger. Die am stärksten unterbewertete Währung wäre
demgemäß der argentinische Peso, da im von einer tiefen
Wirtschaftskrise geschüttelten südamerikanischen Land ein Big Mac
schon um 2,50 Peso - umgerechnet nur 78 US-Cent - zu haben ist.
Vergleichbarer "Warenkorb"
Der "Economist" hat vor 16 Jahren mit dem - ursprünglich nicht
ganz ernst gemeinten - internationalen Preisvergleich für den "Big
Mac" begonnen und daraus einen Währungsindex gebildet, der die
Kaufkraftunterschiede darstellen soll. Der Hamburger der
Fast-Food-Kette wird in 120 Ländern von der lokalen Wirtschaft
produziert und von der - nicht-vegetarisch lebenden - Bevölkerung
konsumiert. Obwohl der "Big Mac" nicht international gehandelt wird,
bildet er doch einen durchaus vergleichbaren "Warenkorb", verteidigen
die Erfinder den unkonventionellen Index gegenüber den Puristen unter
den Ökonomen.
In der Euro-Zone kostet der "Big Mac" durchschnittlich 2,67 Euro,
nach offiziellem Wechselkurs umgerechnet 2,37 Dollar. Der Euro wäre
demgemäß mit fünf Prozent gegenüber dem Dollar nur gering
unterbewertet. Der Schweizer Franken sei hingegen mit 53 Prozent zum
Dollar stark überbewertet, da ein Big Mac in der Schweiz 6,30 Franken
(3,81 Dollar/4,30 Euro) teuer ist. Australiens Landeswährung wäre
laut "Economist" die am stärksten unterbewertete Währung der
Industrieländer, da der Big Mac schon um drei australische Dollar
(umgerechnet nur 1,62 US-Dollar/1,80 Euro) zu haben sei.
Osteuropäische Währungen krass unterbewertet
Die Währungen der osteuropäischen Reformstaaten sind in mehr als
der Hälfte der Länder um mehr als 30 Prozent unterbewertet, geht aus
dem "Big-Mac-Index" hervor. Und auch die japanische Landeswährung
Yen wird derzeit mit 19 Prozent unter ihrem Wert gehandelt -
gemessen am Preis von nur 262 Yen (2,01 Dollar/2,22 Euro) für den
"Big Mac" im Sushi-Land. Mit 4 Mill. Lira (3,06 US-Dollar/3,39 Euro)
ist das Fleischlaibchen in der Türkei besonders teuer - ob das an der
Überbewertung der türkischen Währung (plus 21 Prozent) oder an der
starken Konkurrenz durch das heimische Kebab liegt hat der
"Economist" nicht im Detail ermittelt.
Österreich im Europa-Mittelfeld
Obwohl die Euro-Länder mittlerweile eine einheitliche
Währung haben, sind die Preise des Big Mac - wenn auch mit
abnehmender Tendenz - weiter unterschiedlich: Die vom "Economist"
erhobenen Kosten für die beliebten Fleischlaberl liegen zwischen 2,15
Euro in Griechenland und 2,95 Euro in Frankreich. Österreich findet
sich mit aktuell 2,50 Euro für den Big Mac im europäischen
Mittelfeld. Auch in den USA variieren die Big Mac Preise zwischen den
Bundesstaaten, daher kommt auch dort ein Durchschnittspreis aus vier
großen Städten zum Ansatz.
Konkret wird bei den Berechnungen der Preis des Big Mac in der
lokalen Währung zum jeweiligen Wechselkurs in Dollar umgerechnet.
Dann wird der jeweilige Landes-Preis zum US-Preis des Big Mac ins
Verhältnis gesetzt und daraus eine "Kaufkraftparität" errechnet
(jener Wechselkurs, mit dem der Big Mac gleich viel wie in den USA
kosten würde), die dann zeigt, wie weit die jeweilige Währung über-
bzw. unterbewertet ist. Langfristig sollte der Wechselkurs einer
Währung ähnlich liegen wie das Verhältnis der Preise von identischen
Warenkörben. Dass der unkonventionelle Index sehr wohl ein richtiger Indikator
sei, obwohl er auf unterschiedliche Steuern, oder Margen keine
Rücksicht nimmt, zeige, dass der Euro 1999 - als alle Ökonomen noch
von einem Anstieg ausgingen - laut Big Mac Index bereits
überbewertet war, schreibt der "Economist". (APA)