Nahost
Arafat fühlt sich an Osloer Verträge weiterhin gebunden
Hamas kündigt Anschläge an - Israel dringt an mehreren Stellen in Autonomiegebiete vor
Ramallah - Palästinenserpräsident Yasser Arafat hat am
Donnerstagnachmittag bei seiner ersten Rundfahrt durch Ramallah seit
über einem Monat erklärt, dass er sich nach wie vor an die 1993 in
Oslo unterzeichneten Nahost-Verträge gebunden fühle und Reisen ins
Ausland nicht seine Priorität seien. Der israelische
Ministerpräsident Ariel Sharon hatte zuvor gesagt, er garantiere
Arafat für den Fall seiner Ausreise aus dem Westjordanland kein
Rückkehrrecht. Arafat besuchte in Ramallah ein Krankenhaus und einen
Friedhof. Das Ende der fünfwöchigen Belagerung des Amtssitzes von Arafat
durch die israelische Armee ist Teil einer Übereinkunft, die unter
Vermittlung der USA und Großbritanniens erzielt wurde. Bedingung für
die Aufhebung der Belagerung durch Israel war, dass sechs gesuchte
Palästinenser aus Arafats Hauptquartier ins Gefängnis nach Jericho
überstellt werden. Dort sollen sie unter Bewachung von amerikanischem
und britischem Sicherheitspersonal gestellt werden.
Es wird erwartet, dass Arafat die nächsten Tage weiter in Ramallah
bleibt. Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon drohte, dass
Arafat nach einer Auslandsreise die Rückkehr verweigert werden
könnte, falls es zu neuen Terroranschlägen kommen sollte.
Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas kündigte für die
"kommenden Tage und Wochen" Anschläge an. "Wir haben nur noch einen
Weg: den bewaffneten Kampf", sagte Hamas-Führer Abdelasis el Rantissi
in der britischen BBC. Zugleich verurteilte er die auf Druck der USA
zu Stande gekommene Vereinbarung zur Aufhebung von Arafats
Belagerung. Der Palästinenserpräsident habe jegliche Hoffnung auf
einen unabhängigen Staat zerstört.
Die israelische Armee drang am Donnerstag an zwei Stellen auf
palästinensisches Autonomiegebiet im Gazastreifen vor. In Deir el
Balah im Zentrum des Gazastreifens rückten vier Panzer und ein
Bulldozer ein und rissen eine Mauer ein. Fünf Panzer und zwei
Schubraupen drangen nach Rafah im Süden der Region vor und feuerten
mehrere Schüsse ab, wie palästinensische Sicherheitskräfte
mitteilten. Die israelische Armee drang außerdem in das
Flüchtlingslager El Arub bei Hebron ein und nahm dort nach eigenen
Angaben 112 Palästinenser fest. Im Dorf Ansa bei Nablus wurden sechs
Mitglieder des Islamischen Jihad verhaftet. Die im Morgengrauen in
die autonome Palästinenserstadt Tulkarem eingerückten israelischen
Panzereinheiten zogen nach einigen Stunden wieder ab.(APA)