Unternehmen
Libro erneut in Nöten
Anschlusskonkurs droht - Weitere Kapitalspritze notwendig - Banker: "Es sieht nicht gut aus"
Wien - Die Buch- und Papierhandelskette Libro braucht
nochmals eine Kapitalspritze, sonst droht ein Anschlusskonkurs,
schreibt das Nachrichtenmagazin "Format" in seiner aktuellen Ausgabe. Der Libro-Konzern bestätigte am Donnerstag die Notwendigkeit eines Überbrückungskredits.
Die Liquiditätslage von Libro habe sich wieder so verschlechtert,
dass die Banken nochmals 20 Mill. Euro einschießen müssten, um die
Filialkette - die 2001 in Ausgleich gegangen war - zu retten, so das
Magazin.
Andernfalls könnten keine Waren mehr eingekauft werden. Einige
Kreditinstitute, etwa Raiffeisen und Bawag, wollten die
außerplanmäßige Kapitalspritze schweren Herzens gewähren. Dem Vernehmen nach weigern sich
aktuell Bank Austria/Creditanstalt, Österreichische Volksbanken
(ÖVAG) und BAWAG/P.S.K. entschieden dagegen, für Libro noch einmal
tiefer als damals vorgesehen in die Tasche zu greifen. "Es schaut nicht gut aus", so ein nicht genannt werden wollender Banker am Donnerstag Nachmittag. Eine abermalige konzertierte Aktion scheine zur Zeit überaus
fraglich, hieß es in Bankenkreisen, "niemand will sich den 'Schwarzen
Peter' zuschieben lassen". Wie es weiter geht, sollen die nächsten
Tage zeigen.
Katastrophaler Geschäftsgang
Ohne die Kapitalspritze beginne die 60-Tage-Frist für einen
Anschlusskonkurs der Libro AG zu laufen, die im Juni 2001 Ausgleich
angemeldet worden war, heißt es weiter. Grund für die
Liquiditätsprobleme sei der katastrophalen Geschäftsgang von Libro in
den vergangenen Monaten. Laut "Format" sei jedoch auch ein
Notverkauf von Libro möglich, bevor das Unternehmen in Anschlusskonkurs
müsse. Hier sei mit Thomas Theuretzbacher, Sohn des ehemaligen
Herlango-Chefs, ein neuer Interessent auf den Plan getreten.
Libro: Verhandeln seit 18. April
Die Libro-Führung hat die Verhandlungen mit den Banken über einen
neuerlichen Überbrückungskredit bereits am 18. April aufgenommen.
"Als absehbar war, dass es im Juni eng wird, musste ich reagieren,"
so Libro-Vorstand Werner Steinbauer. Er erwartet die
Entscheidung der Banken in den nächsten Tagen, "denn 3 Monate habe
ich nicht Zeit". Den genauen Betrag, der notwendig ist, wollte Steinbauer
nicht nennen. Er sei aber niedriger als die im "Format" kolportierten
20 Mill. Euro.
Gläubigerschützer hatten die nächste Hürde für den Libro-Konzern
erst im Juni erwartet. Am 30. Juni ist die nächste Teilquote von 8,5
Prozent fällig, konkret rund 5,7 Mill. Euro. (APA)