Wien - An den Auswirkungen der Gasliberalisierung auf die Haushaltspreise entzünden sich nach wie vor heftige Diskussionen. Während der größte Versorger, Wiengas, davon ausgeht, dass die Marktöffnung im Oktober für Kleinkunden im besten Fall ein Nullsummenspiel ist, erwartet der designierte Gasregulator Walter Boltz, dass auch die Haushalte zu den Gewinnern der Liberalisierung zählen. Dass Gas für Industrie und Gewerbe billiger wird, steht dagegen außer Streit.100 Millionen Euro Boltz geht von einem Einsparungspotenzial bei den Haushalten von 100 Millionen Euro aus. "Dafür haben wir angenommen, dass die beiden im Mittel günstigsten Tarife für alle Kunden gelten würden. Wir haben aber nicht wahnsinnig aggressiv gerechnet", sagt Boltz. Zusätzlich geben es noch Luft bei den Netzgebühren, auch wenn man derzeit nicht einmal wisse, wie hoch sie konkret seien. Für den Regulator ist noch ordentlich Luft bei den Preisen, besonders wegen der Quersubventionen. "Dort liegt das primäre Sparpotenzial", erwartet Boltz. So würden die Aufschläge auf Gas dazu verwendet werden, um zusätzliches Geld in Schwimmbäder oder den öffentlichen Verkehr zu stecken. Anders sei kaum zu erklären, dass Gas bei den Grazer Stadtwerken inklusive Steuern 0,57 Euro je Kubikmeter kostet, während es in Tirol 0,41 Euro sind, obwohl die Murmetropole im Vergleich zum heiligen Land ein günstigere Kundenstruktur hat. Klagsdrohungen Streit zwischen Regulator und der Branche gibt es auch bei der im Gesetzesentwurf enthaltenen Bestimmung, dass die Netzbetreiber Daten über freie Kapazitäten zur Verfügung stellen sollen. Die Firmen orten ein Sonderdatenschutzrecht. "Wenn die verfassungsrechtlichen Bedenken weiter bestehen, wird der Verband nicht zögern, das Höchstgericht anzurufen", sagte Karl Skyba, Chef der Wiener Stadtwerke und des Fachverbandes Gas & Wärme. (Clemens Rosenkranz, DER STANDARD, Printausgabe 3.5.2002)