Was die schwarz-blaue Regierung in ihrem missionarische Tatendrang an "Österreich-Lösungen" zurechtzimmert, geht auf keine Kuhhaut mehr. Erst redet man den Bürgern ein, dass nicht die Wasserkraftwerke, sondern das Trinkwasser verkauft wird, um hernach ein Strommonopol für Ostösterreich als Rettung der Republik zu verkünden. Kein Wunder, dass sich die Steiermark diesem wettbewerbslosen Ostblock, für den die Haushalte bluten werden, verweigert. Wer glaubt, damit sei der Gipfel der Unbedarftheit erreicht, irrt, denn nun kommt die Fusion von Post- und Bahnbus. Dieses seit dreißig Jahren über die Planungsphase nie hinausgekommene Megaprojekt eines Busriesen ist nämlich längst nicht mehr zeitgemäß und alles andere als eine Privatisierung. Im Gegenteil, da laufen staatliche Taschenspielereien. Denn die Staatsholding ÖIAG verkauft dabei ihren defizitären Postbus an den noch unrentableren Bahnbus. Und die 120 Millionen Euro, die der Architekt dieser "feinen, österreichischen Lösung", Finanzminister Karl-Heinz Grasser, als ÖIAG-Eigentümer indirekt einstreift, musste er den ÖBB zuvor unter dem Titel der Personennahverkehrsförderung in die Kassa legen. Damit nicht genug: Ehe der gelbe Postbus bei den roten ÖBB-Garagen vorfährt, wird er auch noch ruiniert, er muss ein Drittel seiner 700 Linien an private Konkurrenten abgeben. Dass sich Blaguss, Dr. Richard & Co nicht mit unrentablen Busfahrten in die "Pampa" begnügen werden, darf als sicher gelten. Geschädigt werden wieder einmal die Eigentümer, die Bürger und Steuerzahler. Falls sich ÖBB-General Rüdiger vorm Walde auf diesen Deal tatsächlich einlässt, sollte er auf seine Garagentore "Willkommen im Ostblock" malen, denn dann wissen endlich alle, was Schwarz-Blau unter Privatisierung versteht. (DER STANDARD, Printausgabe 3.5.2002)