Europa
Journalist in Russland erschossen
Recherchierte Korruptionsgeschichte
Berlin/Moskau/Paris - In Russland ist wieder ein Journalist
einem Mordanschlag zum Opfer gefallen. Darüber informierte die
internationale Menschenrechtsorganisation zur Verteidigung der
Pressefreiheit "Reporter ohne Grenzen" (reporters sans frontieres,
RSF) am Freitag in einer Pressemitteilung. Der Chefredakteur der
Wochenzeitung "Toliaitinskoje obosrenie" und Leiter des unabhängigen
Fernsehsenders "Lada-TV", Valeri Iwanow, sei am 29. April in
Togliatti (Ural) tot in seinem Auto vor seiner Wohnung aufgefunden
worden. Er sei mit einem Maschinengewehr erschossen worden. Iwanow habe nach Informationen von RSF eine Artikelserie über
Korruption unter den Lokalbehörden veröffentlicht. Insbesondere habe
er den Bürgermeister von Togliatti, Sergej Zhilkin, unter die Lupe
genommen. Der Journalist habe wiederholt über die Veruntreuung
öffentlicher Gelder und die Kontakte des Bürgermeisters zu
kriminellen Gruppen und der Drogenmafia berichtet. Iwanow
recherchierte laut RSF außerdem zu Verbindungen von kriminellen
Banden zur Autofabrik Avtovaz, die die Automarke Lada produziert. Der
Anschlag auf sein Leben dürfte offenbar mit diesen Recherchen im
Zusammenhang stehen.
RSF: "Russland ist gefährlichstes Land Europas für Journalisten"
"Heute ist Russland das gefährlichste Land Europas für
Journalisten", erklärte Robert Menard, Generalsekretär der in Paris
beheimateten RSF. in der Presseaussendung. "Journalisten riskieren
ihr Leben, wenn sie in den russischen Regionen Korruptionsaffären
untersuchen", so Menard weiter.
Zwei weitere Mitarbeiter von Lada-TV, Sergej Iwanow (Leiter) und
Sergej Loginow (Chefredakteur), wurden schon in den Jahren 2001 und
2000 ermordet. Valeri Iwanow, das bisher jüngste Opfer, ist der
zweite Reporter, der seit Jahresanfang in Russland ums Leben kam. Am
8. März erschossen Unbekannte Natalja Skryl, eine Korrespondentin der
in Rostow erscheinenden Zeitung "Nasche Vremja". Die Journalistin
hatte die Aktivitäten von großen Firmen in der Region von Rostow
untersucht.(APA)