Wien - "Tag der Befreiung von der NS-Diktatur", "Tag des Waffenstillstands", "Tag der Kapitulation von Hitler-Deutschland" - der 8. Mai 1945 hat viele Namen. Ist er für die meisten Menschen ein Tag der Freude, von grenzenloser Erleichterung und positivem Zukunftsglauben geprägt, sehen ihn Kriegsveteranen als Tag der Trauer über den verlorenen Zweiten Weltkrieg. Am 8. Mai 1945, um 23.01 Uhr, erfolgte die Ratifizierung der Urkunde über die bedingungslose Kapitulation Deutschlands in der Aula der Technischen Hochschule in Berlin. Die Kapitulation tritt am 9. Mai um 00.01 Uhr in Kraft. In Österreich wird von der Provisorischen Staatsregierung das Verbot der NSDAP und ihrer Gliederungen erlassen. In den Tagen darauf ziehen die Truppen der Alliierten Mächte (Amerikaner, Briten, Franzosen und Russen) in Österreich ein. Heuer ist eine scharfe Konfrontation zwischen den Burschenschaften - großteils FPÖ-Anhängern - und politisch links angesiedelten Gruppen ausgebrochen. So will der FPÖ-Abgeordnete Wolfgang Jung am 8. Mai eine "Totenrede" beim Kriegerdenkmal neben dem Heldenplatz halten. Man wolle einen "würdigen" Ablauf des Totengedenkens, ließ er im Vorfeld verlauten. Darauf hin hagelte es wütende Proteste vor allem aus den Reihen der SPÖ: Die Freiheitlichen seien eine "ordentliche Schutzmauer", wenn es um die Nazis gehe, die Kundgebung gehöre verboten, ausgerechnet auf dem Heldenplatz, der im In- und Ausland mit jubelnden Hitler-Anhängern Geschichte gemacht hat, dürften nicht wieder alte und junge Nazis aufmarschieren. Mehrere Kundgebungen sind mittlerweile für den Heldenplatz angemeldet, Innenminister Ernst Strasser (V) hat sich noch nicht entschieden, welche davon - zwei linksgerichtet, eine dem rechten Rand zuzuordnen - genehmigt werden. Menschenkette Die Bundesregierung ist auch wieder Adressat einer Menschenkette, diesmal am frühen Abend des 8. Mai rund um die Wiener Hauptuniversität, getragen von einem von der ÖH initiierten Bündnis, gegen die Politik der schwarz-blauen Regierung, für ein Verbot von Neonazi-Kundgebungen. Danach wollen die Demonstranten zum Heldenplatz, um dort der Befreiung von der Naziherrschaft vor 57 Jahren zu gedenken. Die Kritik an der von der FPÖ geplanten Veranstaltung richtet sich vor allem gegen die Burschenschafter, die den 8. Mai als "Tag der totalen Niederlage" bezeichnen, und gegen einen Redner, der dazu eingeladen wurde: Claus Nordbruch, ein südafrikanischer Publizist. Er wird vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes als rechtsextrem eingestuft. (APA)