Bundeskanzler und Vizekanzlerin haben es ja in dankenswerter Offenheit längst klar gemacht: Als sie beim Konjunkturgipfel im vergangenen Februar verkündeten, dass es ab 2004 wieder einen Technologie-Sondertopf mit gut 500 Millionen Euro geben wird, da gestanden sie quasi offiziell die Abkehr vom hehren Ziel der Forschungspolitik ein. Eine Forschungsquote von 2,5 Prozent ist mit diesen Mitteln der öffentlichen Hand nie und nimmer zu erreichen. Dazu bräuchte es das Doppelte dieser Summe, aber nicht einmal, sondern Jahr für Jahr, hatten Experten längst vorgerechnet. Und woher diese Gelder kommen sollen, weiß niemand im Land. Dieser seltene Anflug regierungsamtlichen Realismus sollte auch jetzt vor verfrühtem Frohlocken über die von der Statistik Austria für heuer prognostizierte Forschungsquote von 1,95 Prozent bewahren. Denn diese ist der konjunkturellen Flaute zumindest ebenso zu verdanken wie den verstärkten Anstrengungen der Politik. Wenn sich die Regierung aufrafft und 500 Euromillionen unter das Technologievolk bringt, macht dies in Relation zu einem deutlich schwächer als erwartet gewachsenen Bruttoinlandsprodukt eben mehr her: Die Quote steigt. Leider ergibt sich im Unternehmenssektor der gegenteilige Effekt: In der Flaute wird eben bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung am ehesten gespart. So bleibt der Beitrag der Wirtschaft zur Steigerung der Forschungsquote heuer kaum bemerkbar. Von einer Verdoppelung ihrer Forschungsausgaben, die die Industrie als ihren Beitrag zum Forschungsziel hoch und heilig versprochen hat, ist weit und breit keine Spur. Deshalb tut Realismus Not. Es gibt Wichtigeres zu tun als ferne Zahlen anzubellen wie der Hund den Mond: Intra- und interministerielle Blockaden abzubauen wäre ein guter Start. (DER STANDARD, Printausgabe 4.5.2002)