Wien - Energie, in jeder Form, bestimmt die wirtschaftliche und soziale Entwicklung eines Landes. Eine ausreichende, zuverlässige und umweltschonende Energieversorgung war und ist der Grundpfeiler für die Hebung des Lebensstandards, sowohl in Industriestaaten als auch in den Ländern der Dritten Welt. Hier setzt die österreichische Entwicklungszusammenarbeit ein. "Der Einsatz von Energie muss zuerst einmal optimiert werden", erklärt deshalb auch Rudolf Hüpfl, Konsulent für Energiefragen im österreichischen Außenministerium: "Damit kann man in den Entwicklungsländern kurzfristig auch mit wenig Geldeinsatz viel erreichen." Vor allem in ländlichen Gebieten der Entwicklungsländer ist der Hauptenergieträger immer noch Brennholz. Wenn aber jetzt eine afrikanische Familie für Kochen und Warmwasseraufbereitung dank eines guten Ofens statt beispielsweise fünf Holzscheiten pro Tag nur mehr zwei Scheite brauche, dann würden die Kosten der Familie drastisch gekürzt, das Haushaltseinkommen steige, führt Hüpfl aus. Unterschätzt werde auch der Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand der Menschen, meint der Diplomingenieur: Offenes Feuer führe, abgesehen von den Gefahren einer Feuersbrunst, wegen des Rauches zu Augenkrankheiten und allen möglichen Lungenproblemen. Welche österreichischen Lösungen zur umweltschonenden Verbesserung der Energieversorgung für Entwicklungsländer bieten sich also an? Ein Paradebeispiel dafür gibt die "Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie, Institut für Nachhaltige Technologien" (AEE INTEC) aus Gleisdorf bei Graz, ein Unternehmen, das vom technischen Know-how her in der europäischen Spitzeklasse liegt. Gemeinsam mit der Universität der simbabwischen Hauptstadt Harare und vier lokalen Firmen hat die AEE Solaranlagen für Warmwasserbereitung entwickelt und gebaut. Diese wartungsarmen Thermosiphonanlagen, die aus lokal verfügbaren Materialien und mit einfachen Werkzeugen hergestellt werden, sind hauptsächlich für den Einsatz bei privaten Nutzern im ländlichen Gebiet gedacht, können aber auch für größerer Projekte wie in Schulen, Studentenheime oder Missionsstationen eingesetzt werden. Die Energiequelle Brennholz ist deshalb nicht mehr ganz so wichtig. Denn in den letzten 25 Jahren hat sich der Waldbestand in Simbabwe halbiert und sinkt weiter jährlich um zwei Prozent. Nur mehr in weniger als der Hälfte der 52 Distrikte Simbabwes ist der lokale Holzbedarf gedeckt. Die Abholzung führt zur Erosion, die Böden werden geschädigt und können die Bauern nicht mehr ernähren. Massive Landflucht ist das Ergebnis. Trotz aller politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Simbabwe konnte die AEE bisher 267 umweltfreundliche Solaranlagen bauen. Parallel dazu werden Schulungskurse für einheimische Fachkräfte durchgeführt und so Arbeitsplätze geschaffen, darauf ist Geschäftsführer Walter Weiß besonders stolz. AAE arbeitet nicht nur im solarthermischen Gebiet. In Uganda werden so von der AEE Pumpen gebaut, die mit Solarstrom betrieben werden und Trinkwasser für Distriktshauptstädte liefern. Weiters kümmert sich AEE um solare Trocknungstechnologien von Früchten, Mais und Getreide, naturnahe Abwasserreinigung und Biomassenutzung. Vom Wissen und den Forschungergebnissen der steirischen AEE profitieren aber nicht nur die Entwicklungsländer, auch in Österreich, einem Vorreiter auf dem Gebiet der Solarenergie, rollt der Euro. Anfang der 90er Jahre betrug der Export von Sonnenkollektoren aus Österreich gerade 1200 m². Österreich profitiert Im Jahr 2000 stieg die exportierte Kollektorenfläche schon auf 112.017 m² und erreichte 2001 mit einer Steigerung um 117,5 Prozent bereits 243.664 m². Fast 3000 Arbeitsplätze wurden durch die Produktion von thermischen Solaranlagen in Österreich geschaffen, Tendenz stark steigend. Entwicklungszusammenarbeit hilft eben. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4. /5. 5. 2002)