Innsbruck - Mit einer sehr emotionalen Rede hat sich am Samstag der aus dem Amt scheidende Tiroler SPÖ-Vorsitzende Herbert Prock am Parteitag von seinen Parteifreunden verabschiedet. In seiner Bilanz über sieben Jahre als Parteigeschäftsführer und acht Jahre als Landesparteivorsitzender verteidigte er unpopuläre Entscheidungen wie die Realisierung der Müllverbrennung. Landeshauptmann Wendelin Weingartner (V) warf er Populismus vor. Weingartner sei die Zukunft der ÖVP und des Landes "egal". Die Delegierten forderte Prock auf, "nicht die Asche, sondern das Feuer zu bewahren". Als "historischen Tag" bezeichnete Prock die Landtagswahl 1999, bei der das Brechen der VP-Absoluten in Tirol gelungen sei. Die Entscheidung, mit der ÖVP eine Koalition zu bilden, sei richtig gewesen. Tirol habe die höchste Quote bei den Sozialausgaben. Die ÖVP oder AAB-Chef, Landesrat Günther Platter, werde das Sozialressort nicht erhalten. Der nächste Soziallandesrat werde sicher nicht Platter heißen, sagte Prock. Populismus Absage erteilt In der Politik dürfe nicht der Stil des Populismus einreißen. Inhalte müssten entscheidend sein. Daher sei er auch dafür, dass trotz ablehnender Äußerungen von Anrainern oder Gemeinde eine Müllverbrennungsanlage in Tirol vom Land verordnet werde. Es sei selbstverständlich, dass alle Verfahren ordnungsgemäß abzuführen seien. Entscheidungen dürften nicht auf "Basis irrationaler Ängste" getroffen werden. Weingartner habe bei dieser Entscheidung auf Populismus gesetzt, die zuständige Landesrätin Christa Gangl (S) komme aus dem Spiel der Doppelmühle nicht ohne Verlust heraus. Zur Hypodiskussion und dem Vorwurf der mafiosen Machenschaften meinte Prock, die Diskussion sei ihm "an die Nieren gegangen". Der frühere Hypo-Aufsichtsratspräsident Arthur Thöni solle "einen Hauch von Anstand" haben und von seinen Hypo-Funktionen zurücktreten. Ausdrücklich bekannte sich Prock zur Freundschaft mit VP-LHStv. Ferdinand Eberle, die viele Entscheidungen erleichtert habe. "War mit jeder Faser meines Lebens dabei" Wenn er jetzt sagen würde, dass er gerne gehe, würde er lügen. "Ich war mit jeder Faser meines Lebens dabei", sagte Prock: "Ich wäre gerne als Spitzenkandidat gegen VP-Chef Herwig van Staa angetreten". Beim Parteitag der Tiroler SPÖ geht damit die Ära von Herbert Prock (vorerst) zu Ende. Nach rund acht Jahren legt der 47-Jährige nach immer lauter werdender interner Kritik das höchste Parteiamt zurück. Für seine Nachfolge bewerben sich der Kundler Bürgermeister und LAbg. Hannes Gschwentner (44) und der frühere ÖGB-Landesvorsitzende Gerhard Schneider (43). Stimmberechtigt sind 288 Delegierte. Neu gewählt wird außerdem der Landesparteivorstand, dem neben dem Vorsitzenden 27 Mitglieder angehören. Bei dessen konstituierender Sitzung werden dann die Stellvertreter des neuen SP-Chefs gewählt. Gusenbauer: "Rechtspopulismus stoppen" Der Vorsitzende der SPÖ, Alfred Gusenbauer, hat zu einer Entscheidung gegen die seiner Ansicht nach von der Bundesregierung eingeleitete "Zwei-Klassen-Gesellschaft" aufgerufen. Beim Landesparteitag der Tiroler SPÖ am Samstag in Innsbruck meinte er, bei der nächsten Nationalratswahl stehe Österreich vor einer "wesentlichen Weggabelung", ob es zu einer "sozialen Chancengesellschaft" sozialdemokratischer Prägung komme. Es sei eine "historische Aufgabe", den Rechtspopulismus in Österreich zu stoppen. Die SPÖ werde Schwerpunkte setzen. Es müsse für alle Österreicher den gleichen Zugang zu einer Gesundheitsversorgung geben. Außerdem müssten die Voraussetzungen für den freien Zugang zu Bildung geschaffen werden. Alle Beschränkungen in diesem Bereich müssten beseitigt werden, unter anderem die Studiengebühr, sagte Gusenbauer. Außerdem trat er für "entsprechende Pensionen" ein, um "Altersarmut" zu verhindern. (APA)