Washington - Einen Tag nach der Ankündigung einer Nahost-Konferenz durch seinen Außenminister Colin Powell hat US-Präsident George W. Bush die Erwartungen an das Treffen gedämpft. "Sie wissen, der Außenminister hat von einem Treffen auf Ministerebene gesprochen", sagte Bush am Freitag auf seinem Landsitz Camp David vor einem Treffen mit dem spanischen Ministerpräsidenten Jose Maria Aznar, der bei den Beratungen des so genannten "Nahost-Quartetts" am Vortag die Europäische Union vertreten hatte. "Lediglich Beratungen" "Es wird sich lediglich um eine Reihe von Beratungen handeln, um die Vorstellungen zu festigen, die nicht nur die USA und die Europäer für den Nahen Osten haben, sondern auch Israel und Kronprinz Abdullah von Saudiarabien", sagte Bush. Zu dem Quartett gehören außer den USA und der EU Russland und die Vereinten Nationen. Powell hatte gesagt, die Konferenz werde sich mit den Themen Sicherheit, Wirtschaftsreformen, humanitäre Fragen und "dem weiteren politischen Weg" beschäftigen. Regierungsvertreter sagten, die Konferenz könnte im Juni stattfinden. Auch ein Vertreter des Außenministeriums sagte am Freitag, es werde sich eher um ein Treffen als um eine Konferenz handeln. Das Ziel sei, über verschiedene Vorschläge zu reden und über die nächsten Schritte bei dem Versuch, den israelisch- palästinensischen Konflikt zu lösen. "Niemand sagt, dass dabei eine endgültige Regelung herauskommt", sagte er. Geschichte eines Bemühens 1991 hatte unter der Schirmherrschaft der USA und Russlands eine internationale Nahost-Konferenz in Madrid stattgefunden. Sie führte zu einem Friedensvertrag zwischen Israel und Jordanien, ersten direkten Gesprächen zwischen Israel und Syrien und löste indirekt die Oslo-Verträge aus, in denen sich Israel und die Palästinenser auf eine Verhandlungslösung ihres Konfliktes verständigten. Die anschließenden Friedensverhandlungen kamen nach dem Camp-David-Gipfel im Sommer 2000 vollständig zum Erliegen. Seit September 2000 hält ein Aufstand der Palästinenser gegen die israelische Besetzung ihrer Gebiete an. Bush ist zuversichtlich, beim amerikanisch-russischen Gipfel in drei Wochen einen Vertrag zu atomaren Abrüstung unterzeichnen zu können. Außenminister Powell sei optimistisch, es liege aber noch Arbeit vor den Verhandlungspartnern, sagte Bush in Washington. Ein Treffen der Außenminister beider Länder zur Klärung von Streitfragen war zuvor ohne Ergebnis geblieben. Abrüstungsabkommen möglich "Es gibt weiter Meinungsverschiedenheiten, und wir müssen wohl noch einige Zeit auf sie verwenden und sie diskutieren. Wenn wir es nicht (bis zum Gipfel) schaffen, dann arbeiten wir weiter", sagte Powell. Der russische Außenminister zeigte sich zuversichtlicher, er sprach nach den Beratungen von Fortschritten. Ein Abkommen bis zum Gipfel sei sehr gut möglich, erklärte Igor Iwanow. Beide treffen sich wieder Mitte Mai anlässlich der Frühjahrstagung der NATO in Island. Nach Worten Iwanows ist neben dem Abrüstungsabkommen auch ein Vertrag über eine strategische Partnerschaft zwischen den einstigen Gegnern des Kalten Kriegs geplant. Nach amerikanischen Angaben gibt es bei der Rüstungsproblematik bislang größere Annäherungen als bei der Frage einer strategischen Partnerschaft. Bush will das Arsenal der atomaren Langstreckenwaffen von 6.000 auf 1.700 bis 2.200 Sprengköpfe reduzieren. Der russische Präsident Wladimir Putin äußerte die Absicht, die Zahl bis auf 1.5000 Sprengköpfe zu senken. Strittig ist vor allem der amerikanische Wunsch, deaktivierte Atomwaffen zu lagern, anstatt sie zu vernichten, wie dies Moskau verlangt. Aus Regierungskreisen in Washington verlautete, dass der grobe Rahmen für ein Abrüstungsabkommen bereits stehe. Die Präsidenten beider Länder wollen am 23. Mai in Moskau zusammentreffen. (APA/Reuters/AP)