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Passanten vor dem Andersen-Hauptquartier in Chicago.

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Washington/Wien/Stuttgart - Der Ex-Chairman der US-Notenbank Fed, Paul Volcker, sieht kaum noch Chancen auf Rettung der angeschlagenen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Andersen. "Die Arbeit mit Andersen ist ausgesetzt", sagte Volcker am Wochenende zu Reuters. Keine der Bedingungen für eine Umstrukturierung wie das Halten wichtiger Geschäftspartner sei erfüllt worden, so Volcker. Prozess-Beginn Am Montag beginnt in den USA der Prozess gegen Andersen wegen kriminieller Behinderung der Justiz, welche aus der Zerstörung von Wirtschaftsprüfungsunterlagen des zusammengebrochenen Energiekonzerns Enron resultiert. Andersen bestätigte, dass das Unternehmen die Anforderungen von Volcker nicht erfüllt habe. "Herr Volcker hat einige Bedingungen ausgegeben, die eindeutig nicht erfüllt wurden. Wir arbeiten an einer Lösung", sagte Patrick Dorton, Sprecher der in Chicago angesiedelten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Volcker ergänzte, Andersen habe es nicht geschafft, mit dem Justizministerium eine Klärung verschiedener Zivilklagen zu erreichen. Andersen hatte bereits viele Jahre vor dem spektakulären Zusammenbruch des Energiehändlers Enron deren Bilanzen geprüft. Ein weiterer nicht erfüllter Punkt sei die Tatsache, dass Andersen nicht eine "kritische Masse" ihrer 1700 Kunden habe halten können. Nach den ersten Indizien gegen Andersen, sei es bereits zu einer Flucht der Partner gekommen. Mehr als 200 Kunden verloren Volcker wurde Anfang 2002 von Andersen beauftragt, das Unternehmen umzubauen, das bis Dezember 2001 zu den renommiertesten US-Wirtschaftsprüfern zählte. Andersen hat zuletzt mehr als 200 Kunden verloren und viele Tochterunternehmen in eine ernste Krise gestürzt. Vergangene Woche hatten unter anderem SAP, Europas größter Softwarehersteller, und die US-Fluglinie United Airlines ihre Verträge mit Andersen gekündigt. United Airlines hatte 67 Jahre mit Andersen zusammengearbeitet. Ex-Fed-Chairman Volcker hatte u.a. die Umstrukturierung zu einer wesentlich kleineren Firma angedacht, die sich auf die Prüfung von Unternehmensbilanzen spezialisieren und unter anderem die Beratungstätigkeit einstellen sollte. Fusions-Verhandlungen mit Ernst & Young in Österreich Wie das Wiener Nachrichtenmagazin "profil" in seiner Montag erscheinenden Ausgabe berichtet, verhandelt die Wirtschaftsprüferkanzlei Arthur Andersen Österreich seit wenigen Tagen mit Konkurrenten Ernst & Young über eine Fusion. In Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Osteuropa, Lateinamerika und Asien ist es schon zu Fusionen zwischen Andersen und Ernst & Young gekommen. Laut "profil" verhandelt Andersen-Österreich-Chef Bernhard Vanas zwar auch parallel mit KPMG, jedoch haben diese Gespräche dem Magazin zufolge nur noch geringe Erfolgswahrscheinlichkeit. In Deutschland werden Ernst & Young und Arthur Andersen nach ihrer Fusion ihre Zentrale in Stuttgart einrichten, wo Ernst & Young bereits den Sitz hat. Die jeweils 250 Partner der Gesellschaften hatten dem Zusammenschluss am 24. und 27. April mit überwältigender Mehrheit zugestimmt. Die beiden Prüfgesellschaften haben in Brüssel einen Antrag bei der EU-Kommission gestellt. Die Genehmigung vorausgesetzt, soll die Fusion zum 1. Juli in Kraft treten. Die neue deutsche Firma kam laut dpa zuletzt auf 931 Mill. Euro Umsatz und beschäftigte bisher addiert 7.565 Mitarbeiter. Andersen und Ernst & Young waren zuvor etwa gleich groß. (APA/Reuters/dpa)