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Inszenierung will gelernt sein: Der Saal war schon abgedunkelt, Joschka Fischer stand wie ein Popstar im gleißenden Scheinwerferspot auf der Bühne - aber das Mikrofon ging nicht. Nach minutenlangen Versuchen klappte es endlich, und der grüne Spitzenkandidat konnte damit beginnen, die 750 Delegierten des Parteitags auf den Wahlkampf einzuschwören. "Wir wollen acht Prozent plus x und wollen dafür kämpfen, dass das x möglichst groß wird", rief er in den Saal. In Umfragen liegen die Grünen derzeit relativ stabil bei sieben Prozent. "Ab sofort Ende des Staatsmannes. Der Wahlkampf kann beginnen", meinte der Außenminister.
Fischer attackierte den Kanzlerkandidaten der Union, Edmund Stoiber, scharf. Es müsse Manna vom Himmel regnen, damit dieser seine Wahlversprechen finanzieren könne. An Bundeskanzler Gerhard Schröder, der mit einer Koalition mit der FDP nach der Bundestagswahl am 22. September liebäugelt, richtete der Vizekanzler eine Warnung: "Man sollte den Optionshandel lassen und sich darauf besinnen, was man geleistet hat und noch leisten will."
Linkes Herz blutet
Seine grünen Parteifreunde warnte Fischer, sich beim Kernthema "gerechte Globalisierung" an ideologische Ansätze zu klammern. Ihm blute manchmal angesichts der Senkung von Unternehmenssteuern das Herz, aber ansonsten würden Firmen abwandern. "Man muss sich, auch wenn man ein linkes Herz hat, auf diese Realität einstellen."
Fischer, der drei große Reden halten durfte, wurde jedes Mal begeistert bejubelt. Für Fischer war dies "echt gewöhnungsbedürftig", wie er eingestand. Als er meinte, er müsse sich "doch wie auf einem Grünen-Parteitag fühlen", folgten einige Buh-Rufe - und Fischer bedankte sich mit Kusshändchen.