Literatur
Liegt Österreich im Westen?
Ein US-Symposium widmet sich der Amerikanisierung und Verwestlichung Österreichs im 20. Jahrhundert - Teilnehmer: Plasser, Pelinka, Thurnher u.a.
Washington/New Orleans - Mit den Einflüssen die in
Österreich im 20. Jahrhundert die "Amerikanisierung" und
"Verwestlichung" des Landes herbeigeführt haben und den darauf
folgenden Gegentrends beschäftigt sich ein Symposium am
Österreich-Zentrum der Universität New Orleans im US-Bundesstaat
Louisiana. Die verschiedensten Aspekten der Frage "Wie westlich
ist Österreich?" wird Vortragende und Diskutanten drei Tage lang beschäftigen. Partner Uni Innsbruck
Mitveranstalter des Symposiums "The Westernization -
Americanization of Austria in the 20th Century" ist die Universität
Innsbruck. Die jährlichen gemeinsamen Veranstaltungen über
zeitgeschichtliche Themen finden abwechselnd in New Orleans und in
Innsbruck statt, die Ergebnisse werden in der Reihe "Contemporary
Austrian Studies" publiziert.
Österreich "durchgefüttert"
Als entscheidend für die Amerikanisierung und Verwestlichung
Österreichs sieht Bischof den Einfluss der amerikanischen
Besatzungszeit ab 1945 an. Die USA hätten mit dem Marshall-Plan dazu
beigetragen, dass die österreichische Wirtschaft wieder auf die Beine
kam. Bis in die frühen 50-er Jahre hätten die Amerikaner die
Österreicher mit eigenen Nahrungsmittelprogrammen regelrecht
"durchgefüttert", um das Überleben der Bevölkerung zu sichern.
Wehrhafte Gewerkschaften
Sowohl in der Politik als auch im Wirtschaftsleben hätten die
Amerikaner versucht, den Österreichern ihre Vorstellungen
nahezulegen. Durch die nachhaltige Unterstützung einer Großen
Koalition wollten die USA die politischen Kräfte im "Kampf gegen den
Kommunismus" vereinen. Weniger erfolgreich seien die Versuche
gewesen, zum Zweck der Budgetsanierung tausende Eisenbahner und
andere Staatsbedienstete zu entlassen. Die Regierung Figl habe sich
dagegen heftigst gewehrt, ebenso die Gewerkschaften.
Deutschland ist "westlicher"
Der Prozess der "Verwestlichung" sei in Österreich nach dem
Zweiten Weltkrieg insgesamt nicht so weit fortgeschritten wie in
Deutschland, meint der Historiker Bischof. Die Deutschen hätten an
der wirtschaftlichen und militärischen Integration mit den
Mitgliedschaften in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der
NATO voll teilgenommen. Österreich hingegen habe dies wegen der
Neutralität zunächst nicht dürfen, ab den 70-er Jahren wegen
zunehmendem "Neutralismus", der Teil der österreichischen Identität
wurde, nicht wollen. Erst mit dem EU-Beitritt habe Österreich hier
wieder teilweise aufgeholt.
Analyse von Anti-Amerikanismus
Bei dem dreitägigen Symposium in New Orleans werden auch weitere
Aspekte des Themas beleuchtet, wie der Einfluss der USA auf Kultur
und Alltagsleben, Medien, Freizeit und Gesellschaft. Auch der
Anti-Amerikanismus wird analysiert. Zu den Vortragenden zählen u.a.
Reinhold Wagnleitner, Ingrid Bauer, Anton Pelinka, Fritz Plasser, Eric
Frey, Armin Thurnher und Ex-Finanzminister Hannes Androsch. (APA/red)