Linz - Ein konfliktfreies Nebeneinander von biologisch/ökologischer Landwirtschaft, konventioneller, aber gentechnikfreier Bewirtschaftung sowie konventioneller Landwirtschaft mit Anbau von "Gentechnisch Veränderten Organismen" (GVO) durch Schaffung getrennter Zonen für die jeweiligen Bewirtschaftungsformen ist praktisch nicht machbar. Das ergab eine wissenschaftliche Studie, die Gesundheits-Staatssekretär Reinhart Waneck (F) und die oberösterreichische Umweltlandesrätin Ursula Haubner (F) in einer gemeinsamen Pressekonferenz am Montag in Linz präsentierten. Österreich sollte daher insgesamt als von Gentechnik freies Land erhalten bleiben.Drei Szenarien Derzeit sei in Österreich der Anbau von GVO verboten, doch könnte der geltende EU-Zulassungsstopp für neue "Gentech-Pflanzen" aufgehoben werden. Deshalb wurde der Experte für ökologische Risikoforschung Werner Müller mit einer Studie beauftragt, die drei Szenarien untersuchte: Durch den unbeschränkten Anbau von gentechnisch veränderten Kulturpflanzen würde die biologische beziehungsweise die konventionelle Landwirtschaft langfristig zum Erliegen kommen, die Rückkehr wäre schwierig und nur nach mehrjährigen Übergangszeiträumen möglich. Bei der Schaffung von kleinen bis mittleren gentechnikfreien Zonen müssten Schutz- und Pufferzonen eingerichtet werden. Wenn dabei ein Radius von vier Kilometern angenommen wird, wäre wegen der klein strukturierten österreichischen Landwirtschaft ein konfliktfreies Nebeneinander nicht möglich, ergab die Studie. Der Schluss daraus ...

"Wenn man mit klarem Menschenverstand die Dinge betrachtet, dann kommt letztlich nur die Lösung heraus, dass man danach trachten muss, dass Österreich flächendeckend gentechnikfrei erhalten wird, fasste Waneck das Ergebnis der Studie zusammen. Nur so blieben alle Optionen offen.

Haubner tritt deshalb dafür ein, dass ganz Oberösterreich schrittweise - nach der Abklärung aller notwendigen Erfordernisse, etwa der Kompensationszahlungen und der Absprache mit den anderen Bundesländern - als gentechnikfreie Zone ausgewiesen werden sollte. Einen entsprechenden Antrag brachte sie am Montag in die Sitzung der Landesregierung ein. Sie verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass in Oberösterreich mehr als 223.000 Bürger das Gentechnik-Volksbegehren unterschrieben hätten.

Greenpeace und Global 2000 sehen sich bestätigt

Die Umweltschutzorganisationen Greenpeace und Global 2000 sehen sich durch die Ergebnisse der Studie in ihren Warnungen vor der Aussaat von Gentechnik-Pflanzen bestätigt und fordern rasches Handeln.

Der Greenpeace-Gentechnik-Experte Thomas Fertl forderte die oberösterreichische Landesregierung auf, möglichst rasch dem Landtag einen Umsetzungsvorschlag für die gentechnikfreie Zone Oberösterreich vorzulegen. Alle anderen Bundesländer sollen diesem Beispiel folgen, damit Österreichs Landwirtschaft als Ganzes gentechnikfrei bleibt.

"Superunkräuter"

Ein Blick nach Kanada belege, dass gentechnikfreie Zonen der richtige Weg seien. Dort sei nach fünf Jahren Anbau von Gentech-Raps praktisch kein gentechnikfreies Saatgut mehr erhältlich. Durch so genannte Auskreuzung hätten sich aus Gentech-Pflanzen "Superunkräuter" gebildet, die gegen mehrere Pflanzenschutzmittel resistent und äußerst schwer zu bekämpfen seien. Die Option gentechnikfrei zu produzieren, sei in Kanada verloren gegangen.

Global 2000-Landwirtschaftsexpertin Iris Strutzmann forderte, Minister Herbert Haupt müsse ganz Österreich als gentechnikfreie Zone ausweisen, um alle österreichischen Bauern und Konsumenten zu schützen. Bis zum nächsten Nationalratsplenum am 22. Mai müsse er eine entsprechende Gesetzesvorlage präsentieren. In einem ersten Schritt müssten dringende Fragen wie Schutzabstände von Genpflanzen zu biologisch bewirtschafteten Flächen und Haftungsbestimmungen für den Fall der Auskreuzung von GVOs auf gentechnikfreie Felder geregelt werden.

"Umfassende Zonen"

Auch von der SPÖ und den oberösterreichischen Grünen kamen am Montag Forderungen nach der Einrichtung von umfassenden gentechnikfreien Zonen. Die SPÖ-Umweltsprecherin Ulli Sima begrüßte zwar die einzelnen Initiativen der Bundesländer, verlangte aber eine umgehende bundeseinheitliche Regelung zur Erreichung dieses Ziels. Der Klubobmann der Grünen im Oberösterreichischen Landtag Rudi Anschober verlangte ein Umsetzungskonzept für Oberösterreich.

Das Ergebnis der Studie sei ein klarer Handlungsauftrag an die Bundesregierung, sie müsse umgehend die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine gentechnik-freie heimische Landwirtschaft schaffen, verlangte Sima. Die SPÖ sei gerne bereit, an diesem Projekt mitzuarbeiten, ein erster Schritt seien die bereits vereinbarten Vier-Parteien-Gespräche noch vor der nächsten Plenarsitzung, die nun rasch einberufen werden sollten. Besondere Fördermaßnahmen, die Sicherstellung der Versorgung mit gentechnikfreiem Saatgut und Futtermittel seien die zentralen Eckpunkte zur Erreichung des Ziels.

Anschober verwies darauf, dass die Grünen bereits in der vergangenen Landtagssitzung einen Antrag eingebracht hätten, wonach Oberösterreich zur gentechnikfreien Zone erklärt werden sollte. Darin sei auch die Erstellung eines Umsetzungskonzeptes vorgesehen. Er lade die drei Regierungsparteien ein, sich dem Antrag der Grünen anzuschließen, stellte Anschober fest. (APA)