Wien - Welche Demonstrationen und Kundgebung am 8. Mai - dem
Jahrestag der Kapitulation Hitler-Deutschlands - tatsächlich
stattfinden werden, wird die Wiener Polizei morgen, Dienstag, in
einer Pressekonferenz bekannt geben. Nach heutigem Stand wollen die
Burschenschafter ihren Fackelzug und eine "Heldenehrung" - im
Anschluss an eine Podiumsdiskussion im Palais Palffy - veranstalten.
Die Antifaschistische Linke will eine Demonstration unter dem Motto
"Verhindert den Naziaufmarsch" abhalten. SOS Mitmensch, SPÖ und Grüne
laden zu einem "Fest der Demokratie" in der Wiener Innenstadt. "Stein des Anstoßes" sind die Veranstaltungen der Burschenschafter
und des Rings Freiheitlicher Studenten (RFS). Bei der
Podiumsdiskussion zum Thema "Selbstachtung statt Selbsthass - Neuer
Umgang mit der Zeitgeschichte" treten der umstrittene "Historiker"
Claus Nordbruch und Volksanwalt Ewald Stadler (F) (um 18 Uhr) im
Palais Palffy auf. Anschließend war eine "Heldenehrung" am
Heldenplatz (um 21 Uhr) geplant gewesen. Nachdem der Heldenplatz von
der Polizei für Demonstrationen gesperrt wird, soll die
"Heldenehrung" an einem anderen Platz abgehalten werden. Details
waren am Montag noch nicht bekannt. "Das Totengedenken des WKR
(Wiener Korporations-Ring, Anm.) wird stattfinden, denn unsere Toten
dürfen nicht noch Opfer lächerlicher politischer Streitereien werden.
Schon gar nicht seit es sich linke Gruppierungen zum Ziel gemacht zu
haben scheinen, auf den Gräbern unserer Vorfahren herumzutrampeln",
heißt es dazu auf der Homepage des RFS http://www.rfs.at.
Völlig unklar ist, ob und wann die Kranzniederlegung durch
Burschenschafter in der Krypta am Burgtor stattfinden wird. Es war
auch nicht eruierbar, ob die Erlaubnis vom Militärkommando
zurückgezogen wurde oder noch aufrecht ist. Militärdekan Alfred
Sammer, der eine "Segnung" im Rahmen der Heldenehrung vornehmen hätte
sollen, hat seine Teilnahme jedenfalls abgesagt.
Die Antifaschistische Linke und das Bündnis "Verhindert den
Naziaufmarsch" gibt als Treffpunkt für ihre Demonstration das
Schottentor in der Wiener Innenstadt (um 18 Uhr) an, in unmittelbarer
Nähe zur Universität, wo zeitgleich die Österreichische
Hochschülerschaft als Protest gegen den Aufmarsch der
Burschenschafter eine Menschenkette organisieren. Die
Podiumsdiskussion des RFS hätte ursprünglich an der Uni stattfinden
sollen. Nach Protesten wurde die Veranstaltung vom Rektor untersagt.
Ein "Fest der Demokratie" veranstalten SOS Mitmensch, SPÖ und
Grüne (um 18 Uhr) "Am Hof". Die SPÖ sieht das Fest laut eigenen
Angaben nicht als parteipolitische Veranstaltung, sondern als ein
"Fest für Rot-Weiß-Rot". Der Wiener Bürgermeister und SP-Vorsitzender
Michael Häupl hatte bereits in seiner Rede am 1. Mai ein
"Freudenfest" für den 8. Mai angekündigt.(APA)