"Die schlimmsten sechs Monate meines Lebens", erzählt Viktor Hacker lächelnd, "habe ich 1994 in Japan verbracht." Und zwar in einem Japanisch-Intensivkurs, der letzten Hürde vor Antritt seines zweijährigen Forschungsaufenthalts an der Yokohama National University nahe Tokio.Das Büffeln und Bangen war zumindest nicht umsonst, denn mittlerweile kann der 34-jährige Energietechniker schon relativ flüssig Japanisch. Hingezogen haben ihn ursprünglich die herausragenden Aktivitäten der Japaner in der Brennstoffzellenforschung - einem Thema, das Viktor Hacker schon vor seiner Diplomarbeit an der TU Graz gefesselt hat. Später konzentrierten sich seine Arbeiten auf das interdisziplinäre Forschungsgebiet "Brennstoffzellensysteme" - seit März leitet er das neu gegründete Christian-Doppler-Pilotlab an der TU Graz. Was ihm das Objekt seiner wissenschaftlichen Begierde so attraktiv macht? "In einer Brennstoffzelle wird Treibstoff elektrochemisch verbrannt, wodurch mehr elektrische Energie mit beträchtlich weniger Abgasen gewonnen werden kann", erklärt Hacker seine Neigung zu dieser umweltschonenden Zukunftstechnologie. Eine Neigung, der sich just in Japan, eine zweite - allerdings weniger technisch orientierte - dazu gesellte: Denn im berüchtigten Intensivkurs hat der Forscher nicht nur die Schrecken des späten Spracherwerbs kennen gelernt, sondern auch seine jetzige Frau, eine pakistanische Künstlerin. Sie gestaltet Bilder mit Holzdruck. Gemeinsam haben die beiden den Tanz um die unzähligen Fettnäpfe, die eine so völlig andere Kultur für Fremdlinge gerne bereit stellt, dann doch recht passabel aufs glatte japanische Parkett gelegt: "Recht bald hab' ich beispielsweise gelernt, dass die Japaner so gut wie nie 'Nein' sagen. Auch wenn sie etwas völlig ablehnen, wird man von ihnen höchstens ein freundliches 'Ja, aber' hören!" Wie sich diese zwei Jahre mit dem fremden Werte- und dem ungewohnten Verhaltenskodex auf sein jetziges Leben auswirken? "Für mich war es ein Kulturschock, als ich wieder zurückkam", erinnert sich Viktor Hacker. "Ich hatte mich an die japanische Höflichkeit gewöhnt. Der vergleichsweise direkte Umgangston hierzulande hat mich nach meiner Rückkehr anfangs schon irritiert." Inzwischen hat sich der gebürtige Lavanttaler wieder mit dem etwas raueren österreichischen Charme angefreundet. Geblieben ist jedoch ein geschärftes Ohr für die Feinheiten und Zwischentöne der Kommunikation: "Man wird sensibler im Umgang mit Menschen." Eine Qualität, die auch die acht "Labor"-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen an ihrem neuen Chef zu schätzen wissen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. 5. 2002)