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2.000 Polizisten sollen rechte und linke Demonstranten auseinander halten
Insgesamt fünf Kundgebungen angekündigt
Wien - Mindestens 10.000 Menschen erwartet die Polizei bei den Kundgebungen zum 8. Mai in der Wiener Innenstadt. Durch weiträumige Absperrungen wird versucht, einen Zusammenstoß gewaltbereiter rechter uznd linker Gruppen zu vermeiden. Rund 2.000 Polizisten werden in Bereitschaft gehalten.
"Wir machen nicht Politik. Die gehört ins Parlament." Bei der Vorstellung der
geplanten Maßnahmen zur
friedlichen Abwicklung der
Demonstrationen war Polizeipräsident Stiedl sichtlich bemüht, jeglichen Verdacht politisch motivierter Vorkehrungen im Keim zu ersticken. Im
Mittelpunkt der Polizeiarbeit
stehe die Trennung der rechten und linken Gruppen, so
Stiedl. Daher werden der Heldenplatz, der Platz in der Burg
und der Josefsplatz ab Mittag
gesperrt.
Zutrittsberechtigt sind ab
diesem Zeitpunkt nur noch
Teilnehmer eines Ärztekongresses, Ballbesucher im Zug
des Kongresses und Mitarbeiter der OSZE - neben den Burschenschaftern, die in dieser
Zone ihre Kundgebung abhalten dürfen. Um sie von den
Teilnehmern der anderen
Veranstaltungen zu isolieren,
wurden zeitlich begrenzte
Sperrzonen eingerichtet.
Folgende Veranstaltungen
wurden genehmigt:
Burschenschafter:
Die Burschenschafter dürfen ihren
Fackelzug abhalten. Sie werden um 20.30 Uhr vom Josefs-
platz über den Michaelerplatz
in den Schweizer Hof ziehen,
wo der FPÖ-Wehrsprecher
Wolfgang Jung die "Totenrede" halten wird. Die Kranzniederlegung am Grab des
Unbekannten Soldaten in der
Krypta am Äußeren Burgtor
soll laut Auskunft der Burschenschafter um 14 Uhr von
einer kleinen Delegation vorgenommen werden.
Die umstrittene Podiumsdiskussion "Selbstachtung
statt Selbsthass - Neuer Umgang mit der Zeitgeschichte",
bei der FPÖ-Volksanwalt
Ewald Stadler, der rechte Publizist Claus Nordbruch und
der Obmann des Kärntner
Heimatdienstes, Josef Feldner,
auftreten, wurde erneut verschoben. Sie soll am Donnerstag als "geschlossene Veranstaltung" über die Bühne gehen, teilte der Ring Freiheitliche Studenten (RFS) mit. Der
Ort ist aber noch geheim.
Quasi zum "Aufwärmen"
wurde Nordbruch schon am
Dienstagabend als Referent
angekündigt. Im Wiener Lokal
der vom Dokumentationsarchiv des Widerstandes als
rechtsextrem eingestuften
"Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik" (AFP)
war der Vortrag "Die seltsame
Welt des ,Verfassungsschutzes" angesetzt.
Studierende:
Die Österreichische Hochschülerschaft
(ÖH) organisiert mit anderen
Gruppierungen um 18 Uhr
eine Menschenkette bei der
Universität Wien. Anschließend findet eine Art "Polit-Fest" bis 22 Uhr statt. Die
Veranstalter hoffen auf 5000
Teilnehmer. In einem Aufruf,
den zahlreiche Künstler und
Intellektuelle unterzeichnet
haben, wird ein Bekenntnis
zum 8. Mai als Tag der Befreiung eingefordert.
Antifaschistische Linke
und das Bündnis "Verhindert
den Naziaufmarsch":
Treffen
sich um 18 Uhr beim Schottentor vor der Universität. Wohin sie ziehen, ist unbekannt.
Befürchtet wird, dass sie den
Weg über den Ring zum Heldenplatz einschlagen werden.
Parteien:
Am Hof in der Innenstadt wird um 18 Uhr
zum "Fest der Demokratie"
geladen. Veranstaltet wird das
Fest, das unter dem Ehrenschutz des Bürgermeisters
steht, von einer überparteilichen Plattform, der unter anderem die SPÖ, die Grünen,
SOS Mitmensch und die Israelitische Kultusgemeinde
angehören. Um 17 Uhr legen die Grünen einen Kranz
bei der Gedenkstätte am Morzinplatz ab. Die KPÖ montiert
als "Zeichen des Antifaschismus" an einem der Flaktürme
im Arenbergpark eine Gedenktafel. (kob, pm, DER STANDARD, Printausgabe, 8.5.2002)