Wien - Innenminister Ernst Strasser (V) hat am Dienstag vor dem Ministerrat nochmals dazu aufgerufen, die morgigen Demonstrationen zum 8. Mai friedlich abzuhalten. Auch angesichts des gestrigen politischen Mordes an dem niederländischen Rechtspopulisten Pim Fortuyn appellierte er an alle Kundgebungsteilnehmer, sich einem Schulterschluss mit der Polizei nicht zu verweigern. Alle Kundgebungsteilnehmer seien dazu aufgerufen, das Versammlungs- und Kundgebungsrecht friedlich zu nützen. Zur geplanten Kranzniederlegung in der Krypta am Heldenplatz wollte sich Strasser ebenso wenig wie über möglich Demonstrationsrouten im Detail äußern. Sehr wohl zu einer Stellungnahme bereit war FP-Klubchef Peter Westenthaler. Er bezeichnete die Kranzniederlegung "als nichts spektakuläres". Auf Nachfrage meinte er, schlagende Burschenschaften seien "wichtige Teile der Demokratie". Sie seien in der Hitlerzeit verfolgt worden und "daher zu unterstützen". Regierungsspitzen appellieren für friedliche Demonstrationen Die Regierungsspitzen haben am Dienstag nach dem Ministerrat anlässlich der Kundgebungen zum 8. Mai aufgerufen, die Demonstrationen friedlich durchzuführen. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel meinte, man dürfe "Österreich nicht als Zerrbild darstellen". Er verteidigte auch die Entscheidung, die diversen Veranstaltungen durchzuführen. Man dürfe nicht einzelne Kundgebungen aus ideologischen Gründen verbieten. Auch Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (F) rief dazu auf, die Veranstaltungen zum 8. Mai mit entsprechender Würde zu begehen. Kundgebungen sollten in der Weise abgehalten werden, wie es die 50 Millionen Opfer des Weltkriegs verdient hätten. Angesichts diverser Aufrufe zu den Demonstrationen am 8. Mai sagte die FP-Obfrau, hier sei manchmal eine verbale Schärfe angewendet worden, die dem Tag nicht gerecht werde. Beide Regierungsspitzen verteidigten das Abhalten der traditionellen Kranzniederlegung in der Heldenplatz-Krypta durch schlagende Burschenschaften. Riess-Passer verwies darauf, dass es sich um ein Totengedenken sowohl für die Gefallenen des Ersten als auch des Zweiten Weltkrieges handle. Die Veranstaltung sei in den letzten zehn Jahren jeweils ohne jegliche Vorfälle durchgeführt worden. Schüssel stimmte den Äußerungen der Vizekanzlerin zu, ebenso betonte der Kanzler, dass ja auch die jeweiligen Bundeskanzler immer am 27. April, dem Jahrestag der Ausrufung der provisorischen Regierung, Kränze in der Heldenplatzkrypta niederlegen. Eine richtig verstandene Art des Gedenkens tue allen gut, meinte der Bundeskanzler. Die Frage, was sie von schlagenden Burschenschaften im Allgemeinen halte, beantwortete Riess-Passer nüchtern, es handle sich um "Studentenverbindungen im Rahmen des demokratischen Spektrums Österreichs". (APA)