Wien - Beim Notebook-Hersteller Gericom tappt der Vorstand weiterhin im Dunkeln, wer die "böswillig gestreuten" Marktgerüchte über angebliche Zahlungsunfähigkeit und Bilanzmanipulation am vergangenen Donnerstag in Umlauf gesetzt hat. Für Hinweise zur Ausforschung der oder des Urheber(s) wolle Gericom-Chef Hermann Oberlehner nun eine Belohnung von 100.000 Euro aus eigener Tasche zahlen, bestätigte eine Sprecherin am Dienstag einen Bericht des "WirtschaftsBlatts". Am Neuen Markt in Frankfurt hatten die über eine Online-Plattform verbreiteten Gerüchte den Gericom-Aktienkurs am Donnerstag auf Talfahrt geschickt und um zweistellige Verluste auf ein Jahrestief von 16,65 Euro absacken lassen. Kurzfristig - so eine Sprecherin - sei dabei ein Marktwert von bis zu 50 Mill. Euro vernichtet worden. Am Dienstag notierte die seit kurzem im Nemax-50 gelistete Gericom-Aktie mit 18,31 Euro um 2,3 Prozent tiefer. Zu diesem Kurs ist Gericom an der Börse derzeit rund 200 Mill. Euro wert. Anlässlich der Präsentation des Outdoor-Notebooks X5 wies das Unternehmen die Börsegerüchte erneut scharf zurückgewiesen. Der Konzern habe zum 30. April ein bestätigtes Bankguthaben von 50 Mill. Euro aufgewiesen und "immer schon ein großes Auge auf das Liquiditätsmanagement gelegt", sagte Finanzvorstand Gerhard Leimer. Der Aufsichtsrat habe bereits eine zweite Jahresprüfung beschlossen und die Hauptaktionäre des Unternehmens hätten eine Buchprüfung veranlasst, die kommende Woche vorliegen soll. Zuversicht für das Gesamtjahr Für das Gesamtjahr 2002 zeigte sich Oberlehner zuversichtlich. Die ersten drei Monaten seien zwar schwach verlaufen, der April habe jedoch wieder deutlich besser ausgesehen. Die Marktführerschaft bei Notebooks in Deutschland konnte Gericom im ersten Quartal nicht verteidigen. Derzeit nehme das Unternehmen vermutlich den dritten Platz ein, so der CEO. Als Grund führte Oberlehner den im Vergleich zum Home-Segment schwächeren Industriekunden-Bereich an. Im Home-Segment will Gericom heuer seine europaweite Marktführerschaft weiter ausbauen. Zielmärkte seien neben Deutschland (61,5 Prozent Umsatzanteil) und Österreich (15,7 Prozent) vor allem Frankreich, Italien und Niederlande. Outdoor-Notebook Unterdessen will das Linzer Unternehmen mit dem bereits im Vertrieb befindlichen Outdoor-Notebook X5 Semi-Ruggedized neue Zielgruppen in den Bereichen Industrie, Handel und Sport erschließen. Vor allem Bauingenieure, Außendienstmitarbeiter und Extremsportler will Oberlehner für das Gerät begeistern. Der Trend gehe von möglichst leistungsfähigen Geräten nun zu mehr Mobilität. Dabei seien hohe Belastbarkeit, Spritzfestigkeit sowie integrierte Kommunikationsmöglichkeiten wie Wireless LAN, Bluetooth oder GPRS Modul besonders wichtig, so Oberlehner. Konkrete Umsatzerwartungen für das neue Gerät hat Oberlehner nicht genannt. Es sei schwierig vorher zu sagen, wieweit der Preis von 1.990 Euro im derzeitigen Umfeld eine Rolle spiele. Möglicherweise könnten zehn bis 15 Prozent des monatlichen Umsatzes mit dem X5 erzielt werden, schätzte Oberlehner. (APA)