Formel 1
20. Todestag von Gilles Villeneuve
Der "Gigant" starb 1982 im Zolder-Training nach Kollision mit Jochen Mass, der Deutsche erinnert sich
Hamburg - Am Mittwoch jährt sich der Todestag von Gilles
Villeneuve zum 20. Mal. Der kanadische Ferrari-Star war am 8. Mai im
Training zum GP von Belgien in Zolder nach einer Kollision mit dem
Deutschen Jochen Mass tödlich verunglückt. Mass erinnert sich an den
tragischen Unfall: "Meine fatale Kollision mit Gilles Villeneuve war
einer der Gründe, warum ich kurz darauf aus der Formel 1 ausstieg.
Wegen seiner Kinder tat mir der Unfall weh wie keiner zuvor", stellte
der Ex-Rennfahrer fest. Der "Auto bild motorsport" sagte der
55-Jährige: "Ich empfinde auch keine Schuld, allerdings Mitschuld.
Denn es war ein Irrtum von Gilles und mir."Duell Pironi vs. Villeneuve als Todeskampf
Es war der 8. Mai 1982. Die Uhr zeigte 13.52 - acht Minuten noch,
dann wäre die Qualifikation für den Grand Prix von Belgien beendet
gewesen. Gilles Villeneuve, Star der Scuderia Ferrari, gab noch
einmal Gas, denn der Kanadier lag nur auf Platz acht. Schlimmer noch:
Sein Teamkollege Didier Pironi war vor ihm platziert. In Imola, zwei
Wochen zuvor, hatte ihm Pironi den Sieg weggeschnappt, obwohl die
Teamführung von der Boxenmauer unmissverständlich ein Überholverbot
signalisiert hatte. Seitdem herrschte Eiszeit zwischen den beiden
Piloten.
Fatales Missverständnis
Villeneuve setzte kurz vor Schluss alles auf eine Karte.
Pfeilschnell flog er über die kleine Kuppe auf der Rückseite des
Fahrerlagers. Doch der langsame March-Ford von Jochen Mass versperrte
die Ideallinie. Villeneuve lupfte für einen Wimpernschlag den Gasfuß
- dann stand er wieder voll auf dem Pedal, wollte das Hindernis
rechts überholen. Ausgerechnet da gab der Deutsche die Linie frei und
lenkte seinen Boliden nach rechts. Die Rennwagen kollidierten.
Tod im Krankenhaus
Der Ferrari stieg auf und schlug nach einem Flug von gut 150 m wie
eine Bombe auf den Asphalt ein. Beim Aufprall riss die Halterung der
Anschnallgurte. Gilles Villeneuve wurde aus dem Cockpit geschleudert
und blieb am Pistenrand liegen. Die Fliehkräfte hatten dem Piloten
Schuhe, Socken, Helm, Kopfhaube und Handschuhe vom Körper gerissen.
Der zweite und der dritte Halswirbel waren angebrochen. Per
Helikopter wurde der Verletzte in die St. Raphael-Klinik in Leuwen
geflogen, wo er um 21.12 Uhr starb. Heute wird Gilles Villeneuve, der
zwischen 1977 und 1982 in der Formel 1 67 Grand Prix bestritt, in
seiner kanadischen Heimat und in Italien wie ein Heiliger verehrt.
"Der Gigant"
Seine Risikobereitschaft, sein Mut, sein Einsatzwillen und seine
schier unglaubliche Fahrzeugbeherrschung machten ihn schon zu
Lebzeiten zu einer Legende. Selbst Niki Lauda erkannte die Qualitäten
des Rivalen neidlos an und gab ihm den Beinamen "der Gigant".
Jacues holte Vermisstes nach
Am 18. Jänner 1952 in St. Jean geboren, wurde Villeneuve 1977 von
seinem Kollegen James Hunt "entdeckt", der ihn zu McLaren
vermittelte. Anschließend unterschrieb er bei Ferrari und blieb der
Scuderia bis zu seinem Tod treu. Er gewann sechs Grand Prix, wurde
1979 Vize-Weltmeister. Der Traum vom Titelgewinn ging für die
Villeneuves erst in der nächsten Generation in Erfüllung: Jacques
Villeneuve, der Sohn des Giganten, wurde 1997 Formel-1-Champion.(APA/dpa)