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Foto :APA/epa/ANP
Jung, erfolgreich - und schwarz. João Varela, geboren auf den Kapverdischen Inseln, sagt von sich: "Ich möchte ein Vorbild für die Zuwanderer sein." Nach der Ermordung Pim Fortuyns steht Varela als Nummer zwei auf der Wahlliste des Rechtspopulisten un- vermittelt an der Spitze einer Bewegung, die vor allem mit ihrer Kritik an der niederländischen Ausländerpolitik identifiziert wird.

Doch ob der 27-Jährige in die Fußstapfen Fortuyns treten kann, ist fraglich. Zu sehr war dessen politischer Erfolg mit der eigenen Gabe als Selbstdarsteller verbunden. Anders als Fortuyn stellte Varela sich bisher nicht ins Rampenlicht, gab wenige Interviews. Dabei sagt er von sich selbst, er habe einen "besonderen Geltungsdrang". Und einen starken Willen. Sonst wäre er wohl kaum dort, wo er jetzt ist: Produktmanager bei L'Oréal und Parlamentskandidat.

Dabei hatte Varelas Leben wenig viel versprechend angefangen. Als Sechsjähriger kam er mit sieben Geschwistern in Rotterdam an. Sein Vater arbeitete bei einer Kaffeerösterei. Knapp acht, lief João von zu Hause weg, streunte herum, kam in ein Kinderheim.

Ein Lehrer in der vierten Klasse brachte die Wendung. Er impfte João ein: "Wer in den Niederlanden etwas erreichen will, muss hart dafür üben." Der Schüler ging in den Sportverein, 1987 wurde er niederländischer Leichtathletik-Jugendmeister. Wegen einer Verletzung konnte er nicht weiter trainieren. Heute spielt er nur noch Tennis.

Varela studierte Wirtschaftswissenschaften an der Erasmus-Universität in Rotterdam, machte Karriere. Zu Fortuyns Truppe stieß er durch eigene Initiative: Mitte Februar rief er auf gut Glück im Palazzo di Pietro, dem damaligen Wohnhaus des Parteigründers, an und offerierte seine Mitarbeit. Der eloquente junge Mann hinterließ Eindruck. Gerne wurde er aufgenommen und bekam das Dossier "Minderheitenfragen" übertragen. Die Bekanntschaft mit Fortuyn hat dann auch Varela beeindruckt: "Ich habe jetzt eine Mission."

Seine problematische Kindheit ist nun Teil seines politischen Programms: "Ich will Zuwanderer motivieren, ihnen Mut machen, aber auch Anforderungen an sie stellen: dass sie sich gut in der niederländischen Sprache ausdrücken, dass sie Niederländer werden", sagt der sympathische junge Mann im dunkelgrauen Anzug.

Die Ausländerpolitik in seinem Land hält er für zu milde. Doch anders als Pim Fortuyn spricht Varela nicht zuerst davon, alle Grenzen dichtzumachen. Seine Rolle ist eine andere. Er sagt über die Zuwanderer: "Es gibt zu viele Satellitenantennen, zu viel Immobilienkäufe in der Heimat. Das ist nicht gut: Sie müssen etwas aus ihrem Leben in den Niederlanden machen." Ihm selbst ist das bisher gelungen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8. Mai 2002)