Paris- Verteidigungsministerin Michele Alliot-Marie ist seit 1999 Vorsitzende von Chiracs konservativer Gaullistenbewegung RPR. "Super-MAM", wie ihr aus den Anfangsbuchstaben gebildeter Spitzname lautet, ist als erster Frau in Frankreich der Sprung an die Spitze einer großen Partei gelungen. Nun leite sie als erste Frau das Pariser Verteidigungsministerium.Die resolute 55-Jährige sammelte erste Kabinettserfahrungen als Ministerin für Jugend und Sport (1993-95). Von 1989 bis 1994 war sie Europa-Abgeordnete. Als RPR-Chefin kommt ihr eine wichtige Rolle bei der Parlamentswahl im Juni zu. Ihr Amtsantritt beginnt allerdings mit einem Zugeständnis. Bei der Gendarmerie, die formal ihrem Ministerium unterstellt ist, bekommt der neue Innenminister erweiterte Kompetenzen. Weitere Minister Als prominenter Quereinsteiger wird der Top-Manager Francis Mer Wirtschafts- und Finanzminister. Der 62-Jährige leitete bisher den größten Stahlkonzern der Welt, die europäische Arcelor. Der neue französische Europaminister Renaud Donnedieu de Vabres stand bisher immer in der zweiten Reihe. Der 48-jährige Karriere-Politiker kommt aus der Schule des ehemaligen Verteidigungsministers Francois Leotard, der zuletzt EU-Sonderbeauftragter in Mazedonien war. Mit Leotard arbeitete Donnedieu de Vabres seit 1986 in der Leitung der damaligen Zentrumspartei Parti Republicain (PR), später auch im Kulturministerium und im Verteidigungsministerium zusammen. Von 1996 bis 1998 war Donnedieu de Vabres Leotards Kabinettsdirektor in der liberalen UDF-Partei. Schon seit seinem Abgang von der Verwaltungshochschule ENA 1980 wurde Donnedieu de Vabres wiederholt als Kabinettschef in der Departementsverwaltung eingesetzt. Auch in seiner neuen Rolle wird Donnedieu de Vabres einen direkt vorgesetzten Minister haben: Der französische Europaminister ist dem Außenminister unterstellt. Die Tätigkeitsfelder von Außenminister und Europaminister überschneiden sich. Das bürgerliche Übergangskabinett des neuen Premiers Jean-Pierre Raffarin wird bis zu den Parlamentswahlen im Juni amtieren. (APA/dpa)