Wien - Bundespräsident Thomas Klestil hat anlässlich der Demonstrationen zum 8. Mai vor Provokationen und Gewalttaten gewarnt. Das Staatsoberhaupt forderte alle Gruppierungen zu einem "Abbau von Aggressionen im Umgang miteinander" auf. Der Appell richte sich jedoch nicht nur an die Veranstalter der Demonstrationen, sondern an alle politischen Verantwortungsträger: "Es sind schließlich die Politiker, die tonangebend sind und für positive oder negative Beispielsfolgen haften. Der Demokratie wird kein guter Dienst erwiesen, wenn nach dem Motto Aug' um Aug', Zahn um Zahn vorgegangen wird oder aggressive Kampfrhetorik mit ebensolcher beantwortet wird. Besinnen wir uns auf die Grundwerte der Demokratie und erteilen wir allen jenen eine Absage, die den Frieden in unserem Lande mit Worten und Taten gefährden." Der Bundespräsident bedauert, dass es in den letzten Jahren zu einer gesellschaftspolitischen Radikalisierung gekommen ist und bedauerlicherweise die undifferenzierte Lager-Mentalität überhand genommen hat: "Die Basis in einer funktionierenden Demokratie ist die Toleranz gegenüber Andersdenkenden und der Verzicht auf ein Schwarz/Weiß-Denken." Er habe seit seinem Amtsantritt immer wieder auf die Gefahren der Radikalisierung der Sprache hingewiesen, betonte Klestil: "Ich bedaure, dass wir zuletzt eine Eskalation erlebten, die zu einer verstärkten Polarisierung in unserer Gesellschaft geführt hat. Wir müssen aber im Interesse Österreichs zumindest in Grundsatzfragen zu einem Konsens zurückfinden, der viele Jahre lang die Basis des Erfolgs der Zweiten Republik war. Wer hingegen weiter durch Aggressivität, Provokation und undemokratisches Verhalten den inneren Frieden stört, hat im politischen Leben unseres Landes keinen Platz." (APA)