Wien - Der US-amerikanische Großinvestor Guy Wyser-Pratte, der nach eigenen Angaben derzeit rund 5,3 Prozent des AUA-Kapitals hält, hat bei der AUA-Hauptversammlung am Mittwochnachmittag neuerlich sein Interesse an der Übernahme eines AUA-Aktienpakets bekundet. Zehn Prozent des AUA-Grundkapitals, die zuletzt die mittlerweile aufgelöste Schweizer Fluggesellschaft Swissair hielt, befinden sich derzeit bei Banken, nachdem dieser Anteil verpfändet worden war. "Wir wollen dieses Paket, am liebsten zusammen mit der ÖIAG", sagte Markus Elsässer, der Vertreter Wyser-Prattes in Europa. Der US-Investor könne sich ein gemeinsames Vorgehen mit der staatlichen Beteiligungsholding ÖIAG vorstellen. Nach Elsässers Angaben habe die ÖIAG dieses Ersuchen bereits einmal zurückgewiesen, mit der Begründung, dass sie Beteiligungen grundsätzlich nicht aufstocken wollen. "Die ÖIAG soll diese Haltung noch einmal überdenken", so Elsässer bei der heutigen Hauptversammlung. Ein solches gemeinsames Vorgehen könnte einen gewissen Charme haben, meint der Wyser-Pratte-Partner. Die ÖIAG ist mit mehr als 40 Prozent größter Aktionär der AUA. "Überbrückungshaftungen anpassen" Elsässer appellierte an die österreichische Regierung, die Prämien für die Überbrückungshaftungen für Drittschäden an das europäische Niveau anzupassen. "Österreich verrechnet derzeit relativ hohe Prämien", dieses Niveau sollte gesenkt werden. Bis der Versicherungsmarkt in der Lage sei, die Risiken durch Krieg und Terror selbst abzudecken, oder bis die Fluggesellschaften einen eigenen Haftungsfonds eingerichtet hätten, werde noch einige Zeit vergehen, so die Einschätzung Elsässers. Massiv protestiert hat der Wyser-Pratte-Vertreter gegen staatliche Unterstützungen für die Fluggesellschaften in Belgien, der Schweiz, Italien und insbesondere den USA, solche Beihilfen seien ein "Skandal". Zurückzuweisen seien auch regionale Förderungen halbstaatlicher Institutionen in Österreich, die den Markteintritt ausländischer Billigfluggesellschaften unterstützen würden. Solche Unterstützungen sollte jede Fluggesellschaft bekommen, insbesondere aber die AUA und nicht neu in den Markt eintretende Airlines. Elsässer streute dem neuen AUA-Vorstand neuerlich Rosen: Die neue Führungsmannschaft genieße ebenso wie die Fluggesellschaft international einen ausgezeichneten Ruf. Die Bewertung der AUA-Aktie an der Wiener Börse liege deutlich unter ihrem tatsächlichen Wert, was aber stark mit Ereignissen noch vor dem 11. September 2001 zusammenhänge. Die AUA-Gruppe müsse nun eine neue unternehmerische Identität aus vier unterschiedlichen Marken aufbauen. In diesem Zusammenhang sei ein neues Gehaltssystem für neu eintretende Piloten ein äußerst wichtiges Projekt, unterstrich Elsässer.(APA)