Wien - Heftige Kritik an der Haltung von Innenminister Ernst Strasser (V) zur Neonazi-Kundgebung am 13. April hat zum Abschluss des "Festes der Demokratie" Mittwoch Abend der Grüne Sozialsprecher Karl Öllinger geübt. Er bezog sich auf Strassers Aussage im "Report", er habe bis jetzt in keinem Bericht "Sieg-Heil"-Rufen gehört. Öllinger: "Ja ist denn der Innenminister der Republik blind? Ist er taub? Hat er nicht das gesehen, was alle sehen könnten?" Seine eigene Teilnahme an der damaligen Gegenkundgebung zum Neonazi-Aufmarsch verteidigte Öllinger. Man müsse die Rechtsradikalen in die Schranken weisen, allerdings: "Das In-die-Schranken-Weisen kann nicht heißen, ihnen auf den Kopf zu schlagen." Die Ausschreitungen bei der Gegendemo am 13. April bezeichnete Öllinger als bedauerlich. Dies sei aber kein Grund, alle 5.000 Kundgebungsteilnehmer als Gewalttäter zu denunzieren. Bekenntnis zur Beutschen Nation Kein Verständnis zeigte Öllinger für das Bekenntnis des FP-Abg. Wolfgang Jung zur Deutschen Nation. So jemand habe in der österreichischen Politik keinen Platz, meinte der stellvertretende Grüne Klubobmann. Ähnlich hatte sich zuvor der Präsident der Israelitischen Kultusgemeind Ariel Muzicant geäußert: "Ja warum wandert der dann nicht nach Deutschland aus? Und so jemand wird möglicherweise demnächst der Chef des militärischen Geheimdienstes in Österreich und niemand sagt etwas." Kritik übte Muzicant an der Verwendung von Begriffen wie "Staatsterrorismus" in Bezug auf die israelische Besatzungspolitik. Ohne den Wiener SP-Politiker Johann Hatzl, der damit wohl gemeint war, zu erwähnen, betonte Muzicant, man dürfe die Situation nicht unausgewogen betrachten. Frieden im Nahen Osten könne es erst geben, wenn der Terror ende. "Frieden gibt es in Österreich, erst seitdem wir miteinander reden und uns respektieren - das selbe gilt auch für den Nahen Osten." Das von SPÖ, Grünen und SOS Mitmensch organisierte "Fest der Demokratie" ging gegen 21.30 Uhr friedlich zu Ende. Zuvor hatten unter anderem noch die Holocaust-Überlebenden Karl Stojka und der Bundesvorsitzende der sozialdemokratischen Freiheitskämpfer, Alfred Ströer, gesprochen. (APA)