Sarajewo - Nichts hatte sich der 31-Jährige sehnlicher gewünscht als die Rückkehr. Sieben Jahre und drei Stationen im europäischen Exil später wurde der Traum für Dzemko Hajdarevic Wirklichkeit. Seit Herbst 1999 lebt der hagere Mann mit seiner Frau und beiden Kindern wieder in dem ostbosnischen Dorf an der Grenze zu Serbien, aus dem er 1992 fliehen musste - und das nach einem seiner Vorfahren benannt ist. 44 Familien wohnten vor dem Krieg in Hajdarevici, inzwischen haben 25 wieder ein Dach über dem Kopf.

Doch fast drei Jahre nach der Rückkehr in die Gemeinde in der weiterhin serbisch dominierten Republika Srpksa ist der Traum vom Leben in den eigenen vier Wänden der harten Wirklichkeit gewichen. "Ich bin eher optimistisch als pessimistisch", erklärt Hajdarevic, "aber ich kann auch nicht behaupten, gar nicht pessimistisch zu sein." Damit bringt der Landwirt die Stimmung auf den Punkt, die sieben Jahre nach Ende des Bosnien-Krieges von vielen Rückkehrern geteilt wird. Ihre Zahl hat zwar rapide zugenommen - 2001 lag sie nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR mit 92061 mehr als doppelt so hoch wie 2000. Doch vielfach beträgt die Arbeitslosigkeit immer noch über 50 Prozent, und je mehr Vertriebene zurückkommen, desto weniger finanzielle Hilfe von den internationalen Organisationen kommt jedem einzelnen von ihnen zugute.

"Von 1996 bis 1998 gab es genug Geld, aber niemand wollte zurückkehren. Jetzt wollen immer mehr Leute zurückkehren, aber es ist nicht mehr genügend Geld da", beschreibt Edin Atlic von der Hilfsorganisation National Support Unit (NSU) das Dilemma, in das sich die Vertreter der internationalen Gemeinschaft durch ihre hoch gesteckten Ziele selbst gebracht haben. Denn ausdrücklich hatten diese 1995 im Friedensvertrag von Dayton den mehr als zwei Millionen während des Krieges vertriebenen Bosniern das Recht auf Rückkehr eingeräumt.

Für den Hohen Repräsentanten Wolfgang Petritsch gibt es dennoch keinen Zweifel, "dass die Entscheidung von Dayton, die Flüchtlingsrückkehr in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit zu stellen, richtig war - auch wenn sich natürlich nicht alles von heute auf morgen zum Besseren ändert". Gemeinsam mit mehreren ausländischen Botschaftern und dem Oberkommandieren der Sfor-Truppen, John Sylvester, besuchte der Ende des Monats aus dem Amt scheidende Österreicher am Dienstag Hajdarevici und die in der muslimisch-kroatischen Föderation gelegene Gemeinde Bukova Greda.

Sicherheitsgefühl

Vor allem von den Fortschritten beim Rückkehrprozess in die Republika Srpska zeigte sich der Hohe Repräsentant beeindruckt. "Zu Beginn meiner Amtszeit war es undenkbar, dass muslimische Flüchtlinge in so großer Zahl in die von serbischen Hardlinern dominierten Gebiete zurückkehren. Das zeigt doch, wie sich das für die Wiederansiedlung so wichtige Sicherheitsgefühl gewandelt hat."(Der STANDARD, Print-Ausgabe 10.5.2002)