Stuttgart - Eine Woche Arbeitskampf im deutschen Metall-Tarifkonflikt ist vorbei. In 88 Betrieben standen die Räder still. Über 100.000 Metaller tauschten für Stunden ihre Arbeitskluft gegen rote Streikkappe und Trillerpfeifen. In der nächsten Woche will die Gewerkschaft den Druck mit der Ausweitung des Streikgebietes weiter erhöhen. Neben Baden-Württemberg wird dann auch in Berlin und Brandenburg die Arbeit niedergelegt. Zeichen zum Einlenken sind von Arbeitgeberseite trotz des erneuten Drohszenarios nicht zu erkennen. Insgesamt 135.000 Beschäftigte aus 135 Betrieben der zwei Tarifgebiete will die deutsche Gewerkschaft IG Metall in der nächsten Woche auf die Straße schicken, um ihrer Forderung nach 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt Nachdruck zu verleihen. Sollten die Arbeitgeber auch dann nicht von ihrem Angebot von 3,3 Prozent mehr Einkommen abweichen, wollen die Gewerkschaftsfunktionäre den Kampf um Prozente und Laufzeiten weiter fortsetzen. "Im Moment gibt es keinen Hinweis für ein neues Angebot und für ein Umdenken im Arbeitgeberlager, also stellen wir uns darauf ein, dass der Streik noch eine geraume Zeit dauert", ließ IG-Metall-Chef Klaus Zwickel verlauten. Auch Baden-Württembergs IG-Metall-Bezirksleiter Berthold Huber verwies bereits wiederholt auf den langen Atem der Gewerkschaft im Arbeitskampf: "Wir haben eine Grobplanung für die nächsten drei Wochen." Das Ende der Fahnenstange ist für die Gewerkschaft aber auch dann noch nicht erreicht. "Wir streiken da, wo es richtig wehtut", hatte IG Metall-Chef Zwickel bereits vor den Urabstimmungen angekündigt - und das ist im Südwesten vor allem die Autoindustrie. Am Montag sind das DaimlerChrysler-Werk in Sindelfingen und Audi in Neckarsulm das zweite Mal von Arbeitsniederlegungen innerhalb der Flexistreik-Taktik betroffen. Auch in Berlin und Brandenburg werden am Montag die Räder beim Automobilkonzern BMW und der Marke mit dem Stern still stehen. Mit der neuen Strategie will die IG Metall einzelne Betriebe nur tage- oder schichtweise bestreiken. Damit sollen Fernwirkungen auf Lieferanten und Kunden vermieden werden. So sehr sich die Gewerkschaftsspitzen aber auf ihre neue Beweglichkeit durch die flexible Taktik verlassen, so wenig scheint diese den Arbeitgebern wirklich Druck zu machen. "Die IG Metall streikt und keiner geht hin", war der Kommentar von Südwestmetall-Chef Otmar Zwiebelhofer, nachdem sein Betrieb in Gaggenau mit nur geringer Beteiligung bestreikt wurde. Bei den Arbeitgebern herrscht nach Worten von Zwiebelhofer Gelassenheit vor. Offenbar schadet der Arbeitskampf den Betrieben bisher noch nicht. Zwar wird von etwa 1.000 Euro Umsatzverlust pro streikendem Beschäftigten und Tag ausgegangen. Das lässt sich nach Angaben von Unternehmenssprechern aber schnell wieder hereinholen, indem nachgearbeitet wird. Wie lange diese Gelassenheit tatsächlich noch anhalten wird, ist offen. Beide Seiten wiederholten in den vergangenen Tagen zwar gebetsmühlenartig, gesprächsbereit zu sein. Ein Abrücken von der angestammten Position kommt für die Tarifgegner aber trotz unterschiedlichster Mahnungen und gut gemeinter Ratschläge aus Wirtschaft und Politik noch nicht in Frage. Ein neuer Gesprächstermin ist weiter nicht in Sicht. (APA/dpa)