International
Ex-FBI-Agent Hanssen wegen Spionage zu Lebenslänglich verurteilt
Volles Geständnis bewahrte ihn vor der Todesstrafe
Washington - Der ehemalige FBI-Agent Robert Hanssen
ist am Freitag wegen langjähriger Spionage für Moskau zu einer
lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Der Spionagefall gehört zu
den schwersten in der US-Geschichte. Hanssen hatte 25 Jahre lang für
das FBI gearbeitet und in diesem Zeitraum mehr als 15 Jahre lang für
Moskau spioniert. Unter anderem sollen seine Informationen an Moskau zum Tod von
drei US-Agenten geführt haben. Außerdem gab er Informationen über
Satelliten und andere Frühwarnsysteme, US-Waffenentwicklungen und
Verteidigungsstrategien weiter. Der 58-jährige gläubige Katholik
erhielt dafür 1,4 Millionen Dollar, die er für die Erziehung seiner
sechs Kinder und für einen Stripper ausgegeben hat.
"Ich schäme mich"
"Ich schäme mich", sagte Hanssen vor dem US-Gericht. "Ich habe das
Vertrauen so vieler Menschen missbraucht und habe viele tief
verletzt." Hanssen hatte eine mögliche Todesstrafe nur durch die
Zusage einer vollen Zusammenarbeit mit der Anklage abgewendet.
Hanssen gab während der vergangenen zehn Monate in rund 75
Befragungen vier Regierungsausschüssen Auskunft, die zuletzt dem
Gericht mitteilen mussten, ob er seine Zusage der Zusammenarbeit
ausreichend erfüllt habe. Das FBI und ein Spezialausschuss des FBI zu
Sicherheitsfragen sagten, sie hätten die gewünschten Informationen
erhalten. Die beiden anderen Gruppen äußerten sich laut Gericht
unzufrieden. Die Entscheidung über einen Widerruf der Vereinbarung
zum Strafmaß lag beim Gericht.
"Hanssen ist ein Verräter", so lautete der Hauptvorwurf der
Staatsanwaltschaft. "Er hat sein Land verraten und das auch noch zu
einer Zeit, in der wir in einem erbitterten und gefährlichen Kalten
Krieg mit der Sowjetunion steckten." Hanssen erklärte sich in 15 der
21 Anklagepunkte für schuldig. Er hatte seine Spionagetätigkeit drei
Jahre nach seiner Anstellung beim FBI begonnen und setzte sie auch
nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Sowjetunion für das
nachfolgende Russland fort.
Das Strafmaß wurde am Freitag von einem Bundesgericht in
Alexandria bei Washington verkündet. Der Doppelagent hatte im
vergangenen Juli ein umfassendes Geständnis abgelegt und war so der
Todesstrafe entgangen. (APA/dpa)