Wien - Die Stimmung an den Weltbörsen dürfte sich in den
kommenden Tagen und Wochen nicht entscheidend zum Positiven
verbessern. Österreichische Aktienanalysten gehen eher von einer
Seitwärtsbewegung mit Konsolidierungstendenzen aus. "Das Bild ist
noch nicht eindeutig positiv", fasste Monika Rosen von der Asset
Management Gesellschaft (AMG) der Bank Austria-Gruppe im APA-Gespräch
am Freitagnachmittag die Stimmung zusammen. Für eine völlige
Entwarnung sei es jedenfalls noch zu früh.
"Strohfeuer"
Insbesondere zweifelt die Analystin daran, ob das deutliche
Anziehen der US-Märkte am vergangenen Mittwoch - nach der
Veröffentlichung leicht über den Erwartungen liegender Quartalszahlen
bei Cisco kletterte die Technologiebörse Nasdaq um knapp 4 Prozent,
der Dow Jones verbesserte um 8 Prozent - wirklich eine Trendwende
darstellt, oder ob es sich nicht vielmehr um ein Strohfeuer gehandelt
habe. Die positive Überraschung bei Cisco sei durch vermehrte
Kosteneinsparungen zu Stande gekommen, nicht etwa durch ein
Anspringen der Auftragslage. Die Tatsache, dass Cisco sein Budget für
Forschung und Entwicklung gekürzt habe, sei nicht unbedingt ein viel
versprechendes Signal. Positiv sei dagegen, dass es für das laufende
Quartal keine Warnung gegeben habe.
Generell seien die Fundamentaldaten in den USA derzeit nicht
schlecht, Wachstum und Produktivitätsfortschritte im ersten Quartal
hätten die Erwartungen übertroffen. Die US-Notenbank habe derzeit
keine Absicht, an der Zinsschraube zu drehen. Ein Unsicherheitsfaktor
sei allerdings der Ölpreis, für dessen weitere Entwicklung
bevorstehende Treffen von Ölministern - dieses Wochenende in Kairo,
Ende Juni im Rahmen der OPEC in Wien - wichtige Weichenstellungen
bedeuten könnten.
Gewinnentwicklung entscheidend
Entscheidend für die weitere Entwicklung der Märkte sei die
Gewinnentwicklung der Unternehmen, so Rosen: "Wenn überhaupt ein
Gewinnzuwachs in diesem Quartal gelingt, wäre das schon eine gute
Leistung, da damit die Gewinne nach über einem Jahr wieder in die
Pluszone drehen würden". Im ersten Quartal hätten die US-Unternehmen
insgesamt einen Gewinnrückgang von mehr als 12 Prozent eingefahren.
Die Erwartungen für das laufende zweite Quartal würden laufend
zurückgefahren.
In Japan ist derzeit kein Ende des Seitwärts- bzw.
Konsolidierungstrends der vergangenen Wochen in Sicht. Kurzfristige
Indikatoren deuten auf eine neutrale Entwicklung. In Deutschland
biete der DAX technisch gesehen weiter ein negatives Bild, meinen die
Aktienexperten der Erste Bank.
Am Freitag gegen 16.15 Uhr MESZ lagen die meisten international
relevanten Aktienindizes unter ihren Vorwochenständen. Der japanische
Nikkei schloss mit 11.531 um 20 Zähler tiefer, der deutsche DAX
notierte ebenso wie der Dow Jones Industrial Index geringfügig
schwächer. Der Euro-Stoxx50 lag vorerst 0,4 Prozent unter seinem
Vergleichswert. (APA)