Graz - Die Bundespartei habe
sich "sehr interessiert" gezeigt, verrät der steirische
FPÖ-Obmann und Landeshauptmannvize Leopold
Schöggl. Auch Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider
überlegt bereits die Gründung
einer derartigen Schutztruppe. Geht es also nach dem
Willen führender FPÖ-Politiker, dürften demnächst österreichweit private FPÖ-Bürgerwehren für Recht und Ordnung sorgen.
Den Beginn macht am Montag Graz. Dort wird vor der International Bilingual School
der erste FPÖ-Bürgerwehrtrupp (20 Mann) seinen
"Dienst" versehen. Vorerst nur
mit Handy und Videoapparaten ausgerüstet. Schöggl
schließt nicht aus, dass "zur
Selbstverteidigung" demnächst vielleicht auch "Pfeffersprays oder so was" dazukommen. Bezahlt wird das
Equipment von der FPÖ.
Der Auftrag der FPÖ-Bürgerwehr: Ausspionieren von
potenziellen Drogendealern,
Fahrgastschutz in Straßenbahnen, Aufspüren von Betrunkenen in Parks. Der Grazer Bürgermeister Alfred
Stingl schäumt: "Eine reine
Provokation. Ein wirklich inakzeptabler Beitrag zur Bespitzelung und Entzweiung
der Gesellschaft." FPÖ-Landeschef Schöggl nimmt’s gelassen: "Das ist doch wie bei
der Vermummung. Wer nichts
zu verbergen hat, braucht
auch keine Angst vorm Filmen
haben. Ich werde ja auch oft
gefilmt und weiß es nicht."
Dort, "wo der Rechtsstaat versagt", müsse eben mehr private Initiative her. "Die kriminellen Elemente" hätten im 3. Spalte
mer die Nase voran. Schöggl
zum STANDARD: "Die Bürger
müssen sich wehren und sagen, das tolerieren wir nicht
mehr." Dass der Chef des Bürgerwehr-Vereines, Helge W.
Endres, ein Mitglied der SS-Kameradschaft IV ist, zwickt
Schöggl eigentlich nicht: "Ich
kenn’ die Organisation nicht."
Bürgermeister Stingl warnt
"angesichts der FPÖ-Politik"
vor "tiefgreifenden Veränderungen in der Gesellschaft, die
wir nicht tolerieren dürfen".
Stingl: "Es ist eine gefährliche
Umformung der aufgeklärten,
solidarischen Gesellschaft mit
immer unverschämteren Mitteln im Gange. Mich wird man
nicht mehr biegen können,
aber ich kann nur appellieren,
dass sich unsere Politiker bald
deutlich positionieren und
nicht länger schweigen oder
geduldet mittun. Es sind klare
Worte angebracht." (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 11./12. 5.2002)