Jerusalem - Von Waffenschmuggel bis zu aktiver Beihilfe bei Selbstmordanschlägen reicht das Register der Verbrechen, die Israel den 13 am Freitag aus der Geburtskirche in Bethlehem evakuierten und zunächst nach Zypern deportierten bewaffneten Palästinenser beschuldigt. Die genauen Bedingungen für den Verbleib der Deportierten sind aber offensichtlich zwischen Israel und der Europäischen Union noch nicht geklärt. Die Namen der 13 Deportierten sind Kennern der nahöstlichen Krisenregion schon seit längerem bekannt. Immer wieder tauchte einer davon in den israelischen Informationen über vermutete Hintermänner von Attentaten und gewaltsamen Zusammenstößen zwischen israelischen und palästinensischen Sicherheitskräften bzw. palästinensischen Freischärlern auf. Die Deportierten sind altersmässig überwiegend Endzwanziger. Die ihnen zur Last gelegten Vergehen und Verbrechen sind den israelischen Angaben zufolge mehrheitlich in der zweiten Jahreshälfte des vergangenen Jahres und seit Jahresbeginn 2002 begangen worden. Israel bezieht sich bei seinen Beschuldigungen auf Aussagen von offensichtlich während der Militärkampagnen der letzten Monate gefassten Verdächtigen. Unter den Deportierten ist Ibrahim Moussa Salem Abayat, Kopf der Tansim-Miliz in Bethlehem. Er wird des mehrfachen Mordes sowie der mehrfachen Beihilfe zum Mord an israelischen Bürgern beschuldigt. Im Einzelnen werden ihm Schussattacken auf zivile Fahrzeuge und Bombenanschläge vorgeworfen. Besonders wird ihm auch die Entführung und Ermordung des amerikanischen Staatsbürgers Avi Boaz am 15. Jänner dieses Jahres angelastet. Abayat gehört einem Familienclan an, der mehrere vermutete Attentäter umfaßt, darunter den von Israel liquidierten Atef Abayat. Weitere Mitglieder des Clans befinden sich unter den Deportierten, so Ibrahim Mohammed Salem Abayat. Er soll Funktionär der Hamas sein und ist ein Bruder des ebenfalls im November 2000 liquidierten Hussein Abayat. Sein Register umfaßt die Mithilfe an Bombenattentaten im Jahr 1996. Er war bereits einmal gefasst und eingesperrt worden. Nach seiner Entlassung wurde er führendes Mitglied des radikalen Hamas-Flügels in Bethlehem. Als solcher soll er zahlreiche Anschläge und Überfälle geplant, geleitet und finanziert haben. Ebenfalls zum Abayat Clan gehört Aziz Khalil Mohammed El Abayat. Der ehemalige Pharmakologiestudent an der Al Najah Universität von Nablus arbeitete zuletzt in einem Krankenhaus in Bethlehem. Er gehörte den bewaffneten Izeddin- Al Kassem Brigaden an. In dieser Eigenschaft soll er seine Kenntnisse der Pharmazie mit Wissen über Sprengstoff verbunden haben und über seine berufliche Tätigkeit auch Komponenten zur Herstellung von Sprengstoff beschafft haben. Er soll zwei Selbstmordattentäter mit Sprengstoff ausgestattet haben. Jihad Yussef Khalil Jaara, Mitglied der Hamas und der bewaffneten Fatah Tansim hat nach einem missglückten Selbstmordanschlag, dessen Durchführung er geleitet hatte, in einem BBC Interview seine Unterstützung von Selbstmordanschlägen bekundet. Ein anderer Deportierter ist Abdullah Daoud Mohammed Abdullah Khader, Kopf des örtlichen Büros der Geheimdienstabteilung der palästinensischen Autonomiebehörde. Er soll ein Führungsoffizier des von Israel liquidierten Raed Karmi in Tulkarem sowie weiterer beschuldigter Attentäter gewesen sein. Er soll Waffen beschafft haben, Anschläge geplant und teilweise auch selbst ausgeführt haben sowie Attentäter ausgebildet haben. Direkt involviert in mehrere Selbstmordanschläge in Jerusalem und Umgebung soll Mohammed Said Atalla Salem gewesen sein, darunter in den Anschlag vor der Synagoge, wo elf Israelis ums Leben kamen, und jenen auf einen Supermarkt in Kiryat Yovel, ausgeführt von einer jungen Frau. Bei diesem Anschlag, der weltweit großes Aufsehen erregte, soll auch Khaled Mohammed Abd El Hamid Abu Najimeh aktiv beteiligt gewesen sein, der sich ebenfalls unter den Deportierten befindet. Mohammed Fouzi Mohammed Muhaneh war in den USA ausgebildet worden. Er wurde während eines Kurses des Geheimdienstes in Gaza angeworben. Seine Spezialität sollen Sprengstoffanschläge sein. Rami Kamel Eid Kamel wird als Spezialist für Beschießungen angesehen, die er vor allem auf den Jerusalemer Stadtteil Gilo verübt haben soll. Ergebnis: mehrere Tote auf den Strassen rund um den an Bethlehem angrenzenden Bezirk. Mamdoukh Akhsan Mohammed Wardiyan, auch er ein Mitglied der Hamas, hat bereits Erfahrung in einem israelischen Gefängnis und kehrte nach seiner Entlassung unmittelbar in die Reihen der bewaffneten Kämpfer zurück. Israel leitet daraus ab, dass er auch weiterhin Anschläge planen werde, wenn ihm dazu Gelegenheit geboten wird. Die restlichen drei Deportierten sollen in mehrere Anschläge involviert gewesen sein, worunter ein Selbstmordanschlag zu zählen ist, der Ende März dieses Jahres in Jerusalem missglückte, wo die Attentäter ums Leben kamen. (APA)