Havanna - Ein Abbau der Spannungen zwischen den USA
und Kuba ist das Ziel eines sechstägigen Besuches, zu dem der frühere
US-Präsident Jimmy Carter am Sonntag in Havanna erwartet wurde. Die
jetzige amerikanische Regierung wirft dem kommunistischen Kuba vor,
B-Waffen zu entwickeln. Carter ist der prominenteste amerikanische Politiker, der Kuba
seit der Revolution 1959 besucht. 1962 brachen die USA alle
Beziehungen zum Nachbar ab. Auf dem Programm des 77-Jährigen stehen
drei Begegnungen mit dem zwei Jahre jüngeren Staats- und Parteichef
Fidel Castro, aber auch Kontakte mit Dissidenten.
Als Präsident hatte er in den Jahre 1977 bis 1981 eine Annäherung
an den Nachbarn versucht, brach die Bemühungen aber ab, weil Kuba
Truppen nach Angola schickte. Seither haben die USA und Kuba aber auf
unterer Ebene wieder diplomatische Kontakte und zwar über
Interessenvertretungen in den Botschaften der Schweiz.
Carters Kuba-Besuch fällt in eine Zeit neuer Debatten über eine
Lockerung der Handelssperre, mit der die USA Kuba vor 40 Jahren
belegten. Damals brachen sie auch die diplomatischen Beziehungen ab.
Die amerikanische Wirtschaft sähe es gern, wenn sie wieder in Kuba
investieren könnte. Die Regierung des jetzigen Präsidenten George W.
Bush dagegen würde die Sanktionen am liebsten noch verstärken und
sieht sich darin unterstützt von der großen Gemeinde der Exil-Kubaner
in Florida. Staatssekretär John Bolton vom Außenministerium in
Washington hat Kuba am Montag vorgeworfen, B-Waffen zu entwickeln.
Castro nannte das am Freitag eine Erfindung, die den Boden
bereiten solle für die Einstellung der seit vergangenem Jahr
erlaubten Nahrungsmittelexporte nach Kuba. Sie solle zudem die
Zunahme des Rückhaltes in der Bevölkerung für weitere
Handelserleichterungen stoppen.
Carter wird auch das kubanische Zentrum für Genforschung und
Biotechnologie besuchen, wo nach Auffassung Boltons B-Waffen
entwickelt werden. Nach kubanischer Darstellung werden dort neue
Medikamente und Impfstoffe entwickelt.
Der ehemalige Präsident wird am Dienstagabend in der Universität
Havanna sprechen. Die Rede soll im ganzen Land ausgestrahlt werden,
was für kubanische Verhältnisse ganz außergewöhnlich ist. Zuletzt
hatte das kubanische Fernsehen live die Messe übertragen, die der
Papst im Jänner 1998 auf dem Platz der Revolution in Havanna las.
Vergangene Woche wurde Kubas prominentester Dissident, Vladimiro
Roca, vorzeitig frei gelassen. Er war wegen Aufwiegelung zu fünf
Jahren Haft verurteilt worden und hätte erst im Juli entlassen werden
sollen. Roca gehört zu den Regimegegnern, mit denen sich Carter am
Donnerstag trifft, seinem letzten Tag in Havanna. (APA/Reuters)