Jerusalem/Kairo - Die israelische Armee hat ihren geplanten Einmarsch im Gaza-Streifen verschoben. Reservisten wurden am Sonntag nach Hause geschickt, aber aufgefordert, weiter in Bereitschaft zu bleiben, wie ein Militärsprecher sagte. Über den Grund für den Aufschub der israelischen Offensive im Gaza-Streifen gab es unterschiedliche Angaben. Ein Regierungsbeamter erklärte am Samstag, Verteidigungsminister Benjamin Ben Eliezer habe den Aufschub angeordnet, weil die militanten Palästinenser ausreichend Zeit zur Planung eines Gegenschlags gehabt hätten. Israelische Medien vermuteten zudem den Druck der USA hinter der Entscheidung. Der Vorsitzende des Parlamentsausschusses für Verteidigung und Auswärtiges, David Magen, sagte dagegen, Israel wolle den arabischen Staaten Gelegenheit geben, sich bei der palästinensischen Autonomiebehörde für ein Ende der Anschläge auf Israelis einzusetzen. Unterdessen zogen sich die israelischen Truppen nach einer mehrstündigen Militäraktion auch aus Tulkarem im Westjordanland zurück. Damit befanden sich erstmals seit Beginn der Offensive am 29. März keine Soldaten mehr in den palästinensischen Autonomiegebieten. Palästinenser- Präsident Arafat hat erklärt, er wolle am Montag die Stadt Jenin besuchen, wo die Israelis im Zuge ihrer Militärinvasion einen Teil des Flüchtlingslagers zerstört haben. Zwei Dutzend Israels und rund 50 Palästinenser kamen dort nach offiziellen Angaben um. Messe in Bethlehem In der Geburtskirche in Bethlehem wurden erstmals nach der Belagerung wieder Messen zelebriert. In der katholischen Katharinenkirche, die an die Geburtsbasilika angrenzt, zelebrierte der vom Vatikan entsandte Kurienkardinal Roger Etchegaray am Sonntag einen Gottesdienst. Etchegaray hatte Anfang Mai im Auftrag des Papstes versucht, im Konflikt um die Geburtskirche zu vermitteln. Die 13 Palästinenser, die Israel als besonders gefährlich einstufte, wurden nach Zypern ausgeflogen. Die EU-Außenminister wollten am Montag darüber beraten, in welche Länder die 13 Palästinenser von Zypern aus gebracht werden sollen. Nahost-Konferenz geplant Unterdessen sagte der israelische Außenminister Peres, eine Nahost-Konferenz solle den Friedensprozess nun möglichst bald wieder in Gang bringen. Offen ließ er, ob der palästinensische Präsident Arafat als Gesprächspartner erwünscht ist. "Wir würden eine palästinensische Delegation willkommen heißen", sagte Peres in Rom. "Wer die Palästinenser repräsentieren soll, ist deren Entscheidung." Er fügte hinzu, er würde sich auch mit Arafat an einen Tisch setzen. Israels Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliezer sprach sich nach Angaben des Armee-Senders auch für eine Teilnahme Syriens an der geplanten Nahost-Friedenskonferenz aus. Damit stellte er sich gegen Sharon, der Syrien von einer solchen Konferenz ausschließen will. Syrien, Ägypten und Saudiarabien haben inzwischen Bedingungen für die Einberufung der von den USA geforderten neuen Nahost-Friedenskonferenz genannt. Der ägyptische Außenminister Ahmed Maher sagte am Samstag beim Gipfel der drei Staaten in Sharm el Sheikh, daran müsse Arafat teilnehmen. Die mit Israel getroffenen Vereinbarungen, die UNO-Nahost-Resolutionen und der arabische Friedensvorschlag von Beirut müssten den Rahmen für ein solches Treffen bilden. In einer in der Nacht zum Sonntag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak, des syrischen Präsidenten Bashar Assad und des saudischen Kronprinzen Abdullah Ibn Abdelaziz hieß es, die Initiative des Araber-Gipfels von Beirut sei die Basis für jeden weiteren arabischen Schritt im Nahost-Friedensprozess. (APA/AP/dpa)