Nahost
Israel verschiebt Einmarsch in Gaza
Armee räumt Westjordanland - Peres für Nahost-Gipfel im Juni - Dreierkonferenz fordert Teilnahme Arafats - Erste Messe in Geburtskirche
Jerusalem/Kairo - Die israelische Armee hat ihren
geplanten Einmarsch im Gaza-Streifen verschoben. Reservisten wurden
am Sonntag nach Hause geschickt, aber aufgefordert, weiter in
Bereitschaft zu bleiben, wie ein Militärsprecher sagte. Über den Grund für den Aufschub der israelischen Offensive im
Gaza-Streifen gab es unterschiedliche Angaben. Ein Regierungsbeamter
erklärte am Samstag, Verteidigungsminister Benjamin Ben Eliezer habe
den Aufschub angeordnet, weil die militanten Palästinenser
ausreichend Zeit zur Planung eines Gegenschlags gehabt hätten.
Israelische Medien vermuteten zudem den Druck der USA hinter der
Entscheidung. Der Vorsitzende des Parlamentsausschusses für
Verteidigung und Auswärtiges, David Magen, sagte dagegen, Israel
wolle den arabischen Staaten Gelegenheit geben, sich bei der
palästinensischen Autonomiebehörde für ein Ende der Anschläge auf
Israelis einzusetzen.
Unterdessen zogen sich die israelischen Truppen nach einer
mehrstündigen Militäraktion auch aus Tulkarem im Westjordanland zurück.
Damit befanden sich erstmals seit Beginn der Offensive am 29. März
keine Soldaten mehr in den palästinensischen Autonomiegebieten. Palästinenser- Präsident Arafat hat erklärt, er wolle am Montag die
Stadt Jenin besuchen, wo die Israelis im Zuge ihrer Militärinvasion
einen Teil des Flüchtlingslagers zerstört haben. Zwei Dutzend Israels
und rund 50 Palästinenser kamen dort nach offiziellen Angaben um.
Messe in Bethlehem
In der Geburtskirche in
Bethlehem wurden erstmals nach der Belagerung wieder Messen
zelebriert. In der katholischen Katharinenkirche, die an die Geburtsbasilika
angrenzt, zelebrierte der vom Vatikan entsandte Kurienkardinal Roger
Etchegaray am Sonntag einen Gottesdienst. Etchegaray hatte Anfang Mai
im Auftrag des Papstes versucht, im Konflikt um die Geburtskirche zu
vermitteln. Die 13
Palästinenser, die Israel als besonders gefährlich einstufte, wurden
nach Zypern ausgeflogen. Die EU-Außenminister wollten am Montag
darüber beraten, in welche Länder die 13 Palästinenser von Zypern aus
gebracht werden sollen.
Nahost-Konferenz geplant
Unterdessen sagte der israelische Außenminister Peres, eine
Nahost-Konferenz solle den Friedensprozess nun möglichst bald wieder
in Gang bringen. Offen ließ er, ob der palästinensische Präsident
Arafat als Gesprächspartner erwünscht ist. "Wir würden eine
palästinensische Delegation willkommen heißen", sagte Peres in Rom.
"Wer die Palästinenser repräsentieren soll, ist deren Entscheidung."
Er fügte hinzu, er würde sich auch mit Arafat an einen Tisch setzen.
Israels Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliezer sprach sich nach
Angaben des Armee-Senders auch für eine Teilnahme Syriens an der
geplanten Nahost-Friedenskonferenz aus. Damit stellte er sich gegen
Sharon, der Syrien von einer
solchen Konferenz ausschließen will.
Syrien, Ägypten und Saudiarabien haben inzwischen Bedingungen für
die Einberufung der von den USA geforderten neuen
Nahost-Friedenskonferenz genannt. Der ägyptische Außenminister Ahmed
Maher sagte am Samstag beim Gipfel der drei Staaten in Sharm el
Sheikh, daran müsse Arafat teilnehmen. Die mit Israel getroffenen
Vereinbarungen, die UNO-Nahost-Resolutionen und der arabische
Friedensvorschlag von Beirut müssten den Rahmen für ein solches
Treffen bilden. In einer in der Nacht zum Sonntag veröffentlichten
gemeinsamen Erklärung des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak, des
syrischen Präsidenten Bashar Assad und des saudischen Kronprinzen
Abdullah Ibn Abdelaziz hieß es, die Initiative des Araber-Gipfels von
Beirut sei die Basis für jeden weiteren arabischen Schritt im
Nahost-Friedensprozess. (APA/AP/dpa)