Kommende Woche finden gleich ein paar Sitzungen statt, die vorentscheidend bei der Obmannsuche der Wiener ÖVP sein könnten. Seien es nun die Treffen des Wahlkomitees, des Wirtschaftsbundes oder der Bezirkschefs: Das Thema wird die Frage sein, wer Bernhard Görg als Wiener Parteichef nachfolgen soll.

Wobei vorerst Finanzstaatssekretär Alfred Finz die besten Chancen zu haben scheint. Was allerdings bei der Wiener ÖVP noch nicht allzu viel heißt. Davon kann etwa Parteisekretärin Maria Rauch-Kallat - ebenfalls eine mögliche Kandidatin - ein längeres Lied singen: Auch sie war 1992 bereits als quasi sichere Obfrau gehandelt worden, bis im allerletzten Moment Bernhard Görg als Überraschungskandidat aus dem Hut gezaubert wurde. Die derart schon einmal vorgeführte Rauch-Kallat hat daher kaum Ambitionen, neuerlich für das Amt antreten zu wollen.

Und bei einem weiteren möglichen Kandidaten, der immer wieder genannt wird, dürften auch die intensivsten Überredungskünste kaum fruchten: Innenminister Ernst Strasser könnte bei einer Übernahme der Wiener Parteizentrale nur verlieren - was seine persönlichen Karriereaussichten betrifft. Schließlich steht und fällt die nächste Nationalratswahl mit dem Wiener Ergebnis. Gewinnt die ÖVP in Wien, ist Bundeskanzler Wolfgang Schüssel für die nächste Zeit fest im Sattel. Ist das Wien-Ergebnis hingegen mäßig, würde Strasser mit Sicherheit nicht Schüssels Nachfolger.

Am 3. Juni soll der Landesparteivorstand einen Vorschlag beschließen. Der Hofübergabe-Parteitag ist dann für den 15. Juni angesetzt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13. 05. 2002, frei)