Rom - Zwei Wochen vor den Kommunalwahlen in Italien sorgt die Medienpolitik des Regierungschefs Silvio Berlusconi wieder einmal für Spannung. Die oppositionelle Mitte-Links-Koalition hat bei der Telekommunikationsbehörde Klage gegen zwei Tagesschauen, "Tg4" und "StudioAperto", eingereicht, die von zwei Berlusconi-Kanälen ausgestrahlt werden. Die Opposition klagt wegen der parteiischen Berichterstattung der Tageschauen, die den Meinungen von Mitte-Links-Politikern kaum Raum garantiere und nur Regierungsvertreter zu Worte kommen lasse. Laut der Klage haben die beiden Tagesschauen in den letzten 15 Tagen 100 Prozent ihrer politischen Berichterstattung der Regierungskoalition gewidmet, berichteten italienische Medien am Montag. Dies sei unannehmbar und gefährde die Meinungsfreiheit in Italien. Der Aufsichtsrat der Berlusconi-eigenen Mediengesellschaft Mediaset wies die Vorwürfe entschieden zurück. Die drei Mediaset-Kanäle sorgten insgesamt für eine ausgewogene Berichterstattung, hieß es. Man dürfe nicht isolierte Tagesschauen, sondern die gesamte Berichterstattung der Mediaset-Kanäle betrachten. Die Telekommunikationsbehörde hat nun bis Juli Zeit, die Lage zu überprüfen und eventuell Mediaset zu einer ausgeglicheneren Linie aufzurufen. Fest steht, dass die Klage der Opposition den "Medienkrieg" in Italien weiterhin anheizt. Parlamentarier der Mitte-Rechts-Allianz hatten sich für die Suspendierung politischer Talk-Shows während der Wahlkampagne erklärt, weil dies die Wählerschaft beeinflussen könnte. Einige dieser Shows werden von regierungskritischen Starjournalisten moderiert. Die italienische Linke warnt seit Monaten die Italiener vor der "medialen Diktatur" des Ministerpräsidenten Berlusconi. Bei einer Demonstration in den letzten Tagen riefen die Chefs des Mitte-Links-Blocks zum Widerstand gegen das Monopol des Regierungschefs im TV-Bereich auf, das einen dunklen Schatten auf den Pluralismus und die Meinungsfreiheit in Italien werfe. "Die Meinungsfreiheit ist ein Eckpfeiler der Demokratie, die in Italien stark gefährdet ist, da Berlusconi 95 Prozent des italienischen TV-Systems kontrolliert", betonte der Chef der Linksdemokraten, Piero Fassino. (APA)