Wien - Exakt ein Jahr nach der Vorstellung des "Post-Partner"-Programms ziehen der gelbe Riese und der Einzelhandel Bilanz: Für 393 von 638 zu schließenden Postämter wird es keinerlei Ersatz geben, da sich an diesen Standorten keine Investitionen rechnen können, mangels Kundenfrequenz. An 160 Orten werden bis Jahresende so genannte "Post-Partner" Briefe und Pakete annehmen sowie in Kooperation mit der P.S.K. Bankdienstleistungen abwickeln.Ursprünglich war von einer Zahl von maximal 200 ausgegangen worden. "Wir sind aber sehr restriktiv vorgegangen", so Josef Halbmayr, für den Schalterdienst zuständiger Vorstandsdirektor der Österreichischen Post AG. Der Grund: Man sei ausschließlich an "langfristigen Partnerschaften" interessiert, damit "wir nicht in einem Jahr die gleiche Diskussion noch einmal haben, nur auf dem Rücken der Post-Partner", sollte einer wegen mangelnder Auslastung wieder zugesperrt werden müssen. "Postservicestellen" In 60 Ortschaften werden so genannte "Postservicestellen" eingerichtet. Dort sind keine Bankdienstleistungen möglich. In 25 Orten soll man künftig im Gemeindeamt - bei "Postabholstellen" - Briefe und Pakete hinterlegen und abholen können. Insgesamt werden, wie berichtet, 638 von 2300 heimischen Postämtern "zusammengelegt" - Halbmayr vermied in der Pressekonferenz am Montag penibel das Wort "geschlossen". Bis Mai ereilte 452 Ämter das Schicksal. "Zusammenlegung" Von den 160 Zielpartnern konnte man sich bisher mit 110 vertraglich einigen, 47 - vor allem Lebensmittelhändler - haben bereits den Schalterbetrieb aufgenommen. Es seien aber sämtliche Standorte vergeben, Bewerbungen hätten keinen Sinn mehr, so Halbmayr. Der Post entstehen Einmalkosten in Höhe von 900.000 Euro, das entspricht 60 Prozent der Erstinvestition in die Post-Partner-Einrichtung. Weiters übernehmen die Postfüchse die zweitägige Schulung und das Coaching in den ersten Tagen. Insgesamt koste das Schließungsprogramm einmalig fünf Millionen Euro, so Halbmayr. Der Händler muss lediglich für die 150 Euro IT-Kosten monatlich aufkommen, selbst die übernimmt aber in manchen Orten die Gemeinde. Insgesamt hätten sich 2500 Kleinunternehmen interessiert, berichtet Erich Lemler, Spartenobmann des Handels in der Wirtschaftskammer. Die schon arbeitenden Post-Partner hätten im Schnitt ein Plus von zehn Prozent bei der Kundenfrequenz sowie fünf bis zehn Prozent beim Umsatz zu verzeichnen. (szem, DER STANDARD, Printausgabe 14.5.2002)