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Foto: AFP/ Maggie Ohayon
Gaza/München - Der ehemalige palästinensische Chefunterhändler bei der Madrider Nahost-Konferenz 1991 und Legislativrats-Abgeordnete Haider Abdel Shafi wirft Israel vor, "den Friedensprozess nicht ernst genommen" zu haben. "Die Formel war 'Land für Frieden'. Aber Israel nahm immer mehr Land für sich. Das ist die Strategie des Zionismus, die Welt vor immer neue Tatsachen zu stellen", sagte der palästinensische Arzt in einem am Montag in der "Süddeutschen Zeitung" veröffentlichten Interview. Israels Premier Ariel "Sharon ist ein ehrlicher Zionist. Auf ihrem ersten Kongress 1897 in Basel verlangten die Zionisten ganz Palästina für sich (...), auch das Ostufer des Jordan. Bis heute hat Israel seine Grenze nicht definiert. Als (Israels erster Ministerpräsident David) Ben Gurion gefragt wurde, sagte er, die Grenzen seien dort, wo der israelische Soldat stehe", bemerkte Shafi. Die Position der Palästinenser dagegen sei "moderat: Wir wollen einen Staat auf einem Territorium, das weniger als ein Viertel des historischen Palästina umfasst. Aber er muss unabhängig und souverän sein. Israel lehnt einen solchen Staat ab." Keine Illusionen Aus Protest gegen die von ihm als autokratisch kritisierte Amtsführung von Präsident Yasser Arafat legte Shafi 1998 sein Mandat im palästinensischen Parlament nieder. Der 83-Jährige leitet den Palästinensischen Roten Halbmond in Gaza. "In Madrid hatten wir Palästinenser keine Illusionen über die Haltung Israels. Vierzig Jahre seit der Errichtung Israels bis zum Beginn des Friedensprozesses lagen hinter uns. Warum also gingen wir nach Madrid? Aus zwei Gründen: Wir wollten Israel nicht die Möglichkeit geben, uns als Friedensgegner zu bezeichnen. Und: Die Amerikaner hatten gerade Kuwait von einer siebenmonatigen Besetzung durch den Irak befreit. Wir hofften, die Amerikaner hätten allen Grund, uns von einer mehr als 40-jährigen Besatzung zu befreien. Doch unsere Hoffnung wurde enttäuscht. Israel weigerte sich zum Beispiel, den Siedlungsbau zu beenden. Ich riet unserer Führung, die Verhandlungen abzubrechen. (...) Zudem gab es viele Unklarheiten, die von Israel, der stärkeren Partei, ausgenutzt werden konnten." Die Palästinenser müssten ihre Führung demokratisieren: "Es gibt keinen Ersatz für Demokratie", sagte Shafi. Auf die Frage "Und was ist mit Arafat?" antwortete er: "Das ist unser Problem. Wir müssen einen Weg finden, ehe es zu spät ist. Es ist allerdings schon sehr spät." Die beste Nahost-Lösung wäre nach Ansicht Shafis "ein demokratischer Staat, in dem Juden und Palästinenser in Frieden und Gerechtigkeit zusammenleben." (APA)