Nach der schwersten Krise in der Geschichte der Halbleiter-Industrie muss die Branche in Deutschland in diesem Jahr nochmals mit sinkenden Umsätzen rechnen. Im Gegensatz zum Weltmarkt werde der Markt in Deutschland voraussichtlich nochmals um rund elf Prozent schrumpfen, teilte der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) am Montag in München mit. Weltweit werde hingegen mit einem Zuwachs um bis zu fünf Prozent gerechnet.Um 14 Prozent auf 10,5 Mrd. Euro geschrumpft Im vergangenen Jahr war der deutsche Halbleitermarkt bereits um 14 Prozent auf 10,5 Mrd. Euro geschrumpft. "Im Jahr 2001 haben wir ein tiefes Tal durchschritten", sagte ZVEI-Präsident Dietmar Harting. Mit einer Besserung der Situation rechnet er erst im kommenden Jahr. Vor allem der Halbleiter-Hersteller Infineon hatte den Einbruch im vergangenen Jahr deutlich zu spüren bekommen. Der Gesamtmarkt für elektronische Bauelemente in Deutschland, zu denen die Halbleiter gehören, ging wegen der allgemeinen High-Tech-Flaute um neun Prozent auf 18,3 Mrd. Euro zurück. Weltweit fiel der Rückgang mit mehr als 20 Prozent allerdings noch wesentlich stärker aus. "Da kann man in Deutschland fast noch von einer weichen Landung sprechen", sagte Harting. Der Anteil Deutschlands am Weltmarkt sei dadurch von fünf auf sechs Prozent gestiegen. In diesem Jahr wird der Umsatzrückgang in Deutschland nach Einschätzung von Harting mit knapp acht Prozent nochmals fast so hoch ausfallen wie im vergangenen Jahr. Bereits zum Jahresende stelle sich die Branche aber wieder auf steigende Umsätze ein. Diese werden allerdings nicht ausreichen, um das Minus in den ersten Monaten auszugleichen. Hart Besonders das Ende des Booms in der Telekommunikation trifft die Bauelemente-Branche hart. Im vergangenen Jahr kauften die Telekommunikationsunternehmen wegen der rückläufigen Produktion knapp 20 Prozent weniger Bauelemente als im Jahr 2000. Die Nachfrage aus der Unterhaltungselektronik ging um 13 Prozent zurück. Für einen Lichtblick sorgte im vergangenen Jahr nur die Automobilwirtschaft. Unternehmen aus dieser Branche kauften wegen des zunehmenden Einsatzes der Elektronik in Autos sogar 8,8 Prozent mehr Bauelemente ein. Der Markt der Industrie-Elektronik erreichte ein leichtes Plus von knapp einem Prozent. Die aktiven Halbleiter, zu denen die Halbleiter gehören, steuerten mit einem Anteil von mehr als 60 Prozent den Löwenanteil zum Inlandsmarkt für elektronische Bauelemente bei. Weltweit war der Abschwung des Halbleitermarktes im vergangenen Jahr mit rund 30 Prozent so stark ausgefallen wie nie zuvor. Selbst in den Krisenjahren 1975 und 1985 lag der Rückgang nur bei jeweils weniger als 20 Prozent.(APA/dpa)